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: fiiifö, fiföfifö, fifö!

„Heinz-Erhardt-Gala, Sonntag, 20.15 Uhr, ZDF

Die Sendung war ein einziges Plagiat. Mit einer vielversprechenden Melodie von Monthy Python fing es an („Always look on the bright side of life“). Ilse Werner übte Ihre Playback-Lippen recht gekonnt in britisch pfeifender Lobhudelei für „den mit dem Lausbubengesicht“. Fiiifö, fiföfifö, fifö! Ihre Botschaft: „Mal weise, mal treudoof. Mal Clown, mal Philosoph – Du warst und bist der Schelm unserer Nation.“ Fiiifö, fiföfifö, fifö!

Die Stimmung im Saal oszillierte zwischen dem mitreißenden Charme der Stars in der Manege, dem erschütternden Wort zum Sonntag und dem bahnbrechenden Witz gerade verdauter Büttenreden. Himmel, Gesäß und Nähgarn!, konnte man da nur mit Erhardt verzweifelt ausstoßen. Das Fazit des Abends umschrieb der lustige Tote und verkannte Anarchist („Wie sagte schon Heinrich der Verschleimte?“) höchstselbst am Ende eines Gedichtes, das von einer seiner ersten Filmpartnerinnen, Brigitte Mira, rezitiert wurde: „Zum Himmel schaut er, das Auge voll Gewässer, vielleicht sind sie dort oben besser.“

Nahezu alle Prominente dieses Landes, die sich für wirklich komisch halten (oder allzu gerne bei öffentlich-rechtlichen Geburtstagsgalas mittun), waren angetreten, Erhardts Gedichte zum besten zu geben. Das taten sie – mehr gequält fröhlich als gekonnt bissig wie ihr aller Meister: von Millowitsch bis Dall, von Thomalla bis Freitag, von Biolek bis Allround-Karasek, dem Spiegelfachmann fürs grob Literarische und TV-Geschwätzige. Dieser erklärte uns in der größten deutschen Plagiat-Show – seiner Berufung folgend – den „hinternsinnigen Witz“ Erhardts als „Zeugma“. Einzig Joschka Fischer bewies Einfallsreichtum, indem er auf die politische Aktualität Erhardtschen Pseudoblödelns hinwies: „Schwarz-Rot- Gold ... übersieht man fast, in unserer Zeit voll Kampf und Haß. Die Farben, die sich heute ziehen durch unser Sein, sind Rot und Grün.“

Gnädig herunterblickend, muß Erhardt auf Wolke sieben vergangenen Sonntag einen gelassen haben: auf seinen 85. Geburtstag und auf die deutsche Unterhaltungsmischpoke. Wie recht hatte der Mann, als er zur Erfindung des Fernsehens schrieb: „Damit man sehe, was man höre, erfand der Braun die Braunsche Röhre. Wir wären Herrn Braun noch mehr verbunden, hätte er was anderes erfunden.“ Franco Foraci