■ Mit dem globalen Treibhaus auf du und du
: Vegetarischer Klimaschutz

Berlin (taz) – Ohne Treibhauseffekt läge die Temperatur auf der Erde bei durchschnittlich minus 18 Grad. Mit Hilfe von Wasserdampf, Kohlendioxid, Ozon, Lachgas und Methan heizt sich die Atmosphäre auf angenehme 15 Grad auf. Daß nun aber der Mensch, vor allem der in den westlichen und östlichen Industrieländern, massenhaft fossile Brennstoffe verbrennt, führt bekanntlich zu einer Verstärkung des Treibhauseffekts – um bis zu fünf Grad im weltweiten Durchschnitt. Das Kohlendioxid, das bei der Verbrennung entsteht, ist als Schuldiger längst überführt. Zu 50 Prozent trägt es zu dem von Menschen verursachten zusätzlichen Treibhauseffekt bei. Rund drei Viertel davon werden durch die Energieerzeugung und den Verkehr freigesetzt, ein Viertel durch das Abbrennen von Wäldern. Durch verbesserten Wärmeschutz und Verbrauchssenkung bei Kfz versucht die Bundesregierung mittlerweile die CO2- Emissionen zu vermindern.

Doch das Treibhaus besteht noch aus anderen Gasen, denen bei weitem nicht soviel Aufmerksamkeit zuteil wird, an deren Reduzierung dementsprechend auch kaum gearbeitet wird. Zum Beispiel ist da das Treibgas und Kältemittel FCKW zu nennen, bekannt als Zerstörer der Ozonschicht. Eine Tonne FCKW heizt das Treibhaus etwa 15.000mal soviel an wie eine Tonne CO2; der FCKW-Ersatzstoff R134a ist immer noch 2.000mal so treibhauswirksam wie CO2.

Das Umweltbundesamt machte kürzlich auf die Bedeutung von Methan und Lachgas (Distickstoffoxid) für die Klimaveränderungen aufmerksam. Methan wird zu 37 Prozent aus Mülldeponien durch den Zerfall organischer Stoffe freigesetzt, zu 30 Prozent aus Kuhmägen und anderem Nutzvieh; der Rest stammt weitgehend aus undichten Erdgas-Pipelines und dem Kohlebergbau. Methan ist 58mal so treibhauswirksam wie Kohlendioxid und hat einen Anteil am Treibhauseffekt von knapp einem Fünftel.

Auch beim Lachgas, das allerdings nur zu etwa fünf Prozent zur Erwärmung der Atmosphäre beiträgt, ist die Landwirtschaft neben der Nylonindustrie Hauptverursacher. Lachgas entsteht vor allem beim Abbau von Kunstdünger. Das Umweltbundesamt fordert daher klimapolitische Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft. So sei eine Stickstoffabgabe denkbar, um den Einsatz von Kunstdünger zu senken. Und auch die Massentierhaltung muß zur Disposition gestellt werden. Der Ökolandbau-Verband Naturland erklärt, daß nicht mehr Tiere gehalten werden dürfen, als Felder und Wiesen Futter liefern und Mist aufnehmen können; das wären zwei Rinder pro Hektar Land. Also: Vegetarisch essen für den Klimaschutz. Nicola Liebert