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Bonner Abgeordnete streibeln nach Indien

■ Auf der Suche nach dem Klima

Berlin (dpa/taz) – Auch nach Indien wird heftig gestreibelt, glaubt man der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die berichtete in ihrer gestrigen Ausgabe über eine geplante fünfzehntägige Reise von elf Bundestagsabgeordneten und Wissenschaftlern der Enquetekommission „Schutz der Erdatmosphäre“, deren Indien-Programm mehr einer Touristenreise gleiche denn einer Informationstour. Dem Blatt zufolge soll Udaipur besucht werden, wo weltbekannte Marmorpaläste stünden; Ajanta, wo sich berühmte Höhlen befänden; und Ranthambor, wo es Tierreservate gebe. Die Besichtigung dreckiger Industrieviertel und Betriebe sei nicht vorgesehen.

Dem widerspricht natürlich der Kommissionsvorsitzende Klaus Lippold, obgleich er einräumen muß, das Programm nicht zu kennen. Dennoch ist er sicher, daß Sehenswürdigkeiten nicht besichtigt würden. Ein Mitarbeiter der Enquetekommission hingegen weiß von solchen Plänen, beteuert jedoch, daß dieses Kulturprogramm nur am freien Wochenende stattfinde. Die Reise dauere in Wahrheit nur 14 Tage, sei auf sieben Personen beschränkt und ansonsten von arbeitsamer Erkenntnissuche getragen. Daß man auf der Fahrt ins Landesinnere Touristenstätten streife, sei unumgänglich.

Delikat an der Geschichte ist, wie der Journalist an seine Information kam. Die nämlich soll er direkt in Indien gesammelt haben, als er vergangene Woche den Bundesminister für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Carl-Dieter Spranger, auf einer einwöchigen Dienstreise begleitete. Die Reisekosten für Politiker und Journalistentroß wurden selbstredend vom Steuerzahler übernommen.

Während die Indienbesucher nun um ihre Reise bangen müssen, amüsieren sich die Mitglieder des Sportausschusses des Bundestags bei den Olympischen Winterspielen in Lillehammer. Sie logieren in einem Haus für eine Tagesmiete von rund 2.800 Mark und dürfen insgesamt 80.000 Mark Spesen verjubeln. miß

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