Behinderte in die Kapelle

■ Schlump-Initiative fordert Offenlegung der Planungen für das Stadthaus / Bezirksversammlung tagt morgen

Die im Stadthaus Schlump lebenden und arbeitenden Menschen machen mobil. Eine aus BewohnerInnen und Behinderten-PädagogInnen bestehende „Initiative Stadthaus Schlump“ präsentierte gestern erstmals ihre Forderungen. Danach sollen die Wohn-, Förder- und Arbeitsgruppen für behinderte Menschen ebenso bestehen bleiben wie der jetzt hauptsächlich von Studierenden und Auszubildenden genutzte bezahlbare Wohnraum. Vor allem aber solle das Geheim-Konzept des Investoren offengelegt und alle weiteren Planungen mit den heutigen NutzerInnen abgestimmt werden.

Die Pläne des Bezirks Eimsbüttel, das ehemalige Krankenhausgelände an das Celler Investorenduo Jürgen Gessner und Sven Raab für 5,1 Millionen Mark im Erbbaurecht zu verscherbeln, sorgen am Schlump für Aufregung. Am morgigen Donnerstag will die Bezirksversammlung in nichtöffentlicher Sitzung (Beginn: 17.30 Uhr) dem Konzept seinen Segen geben. Die etwa 25 jungen Leute, die hier eine Bleibe gefunden haben, befürchten dann „Ende 1994 auf die Straße geworfen zu werden“. Sie werfen der Stadt „Spekulation mit Wohnraum“ und die „Vernichtung bezahlbarer Wohnmöglichkeiten“ vor.

Die am Schlump tätigen PädagogInnen fürchten vor allem, daß nach dem Immobilien-Deal der vom Bezirksamt einst zugesicherte Wohnraum für 26 behinderte Menschen nicht gesichert ist. Zwar sieht das Gessner-Raap-Konzept die Unterbringung von „zwei behindertengerechten Wohngruppen“ vor, doch noch ist geheim, ob die von der Evangelischen Stiftung Alsterdorf dafür geforderten gut 1.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung gestellt werden.

Daß die Befürchtung, die Menschen mit geistigen Behinderungen könnten zu kurz kommen, nicht aus der Luft gegriffen ist, beweisen die Celler Zukunftsplanungen für die Schlumper Maler. Nach Alsterdorfer Vorstellungen sollen spätestens in drei Jahren 24 statt heute 12 geistig behinderte Menschen hier einen Arbeitsplatz finden. Benötigter Flächenbedarf: Rund 700 Quadratmeter. Doch laut Gessner/Raap-Konzept sollen die „Schlumper Maler“ in die Kapelle des Stadthauses abgeschoben werden, die gerade gut 100 Quadratmeter umfasst. Ein Betreuer: „Die Kapelle reicht gerade aus, um die Bilder unterzubringen, arbeiten können wir da nicht“.

Die StadthausnutzerInnen ärgert vor allem, daß sie weder vom Bezirksamt noch von der Alsterdorfer Behinderten-Stiftung bislang den derzeitigen Planungsstand erfuhren. Alsterdorf blockiert darüber hinaus die Aktivitäten seiner Schlumper MitarbeiterInnen nach Kräften. Kaum hatte die Stiftungs-Zentrale von dem gestrigen Pressetermin Wind bekommen, da ließ sie auch schon anordnen, daß „jegliche journalistische Betätigung ... in den dienstlichen Bereichen des Stadthauses Schlump in keinem Fall gestattet“ werde. Marco Carini