Knastpaket geschnürt

■ Justizsenator macht sieben Millionen Mark für Strafvollzug locker

Nicht schön, wenn die Amtszeit mit einem Mord eingeläutet wird. Schön, wenn solch ein Vorfall ansehnlichen Rückenwind verschafft. Den hat er zu nutzen gewußt, der neue parteilose Justizsenator Klaus Hardraht: Ein umfangreiches Paket, mit dem er die Zustände in Hamburgs Strafvollzugsanstalten verbessern will, präsentierte er gestern stolz der Presse.

Auslöser: Die Ermordung des Santa Fu-Insassen Dieter J. vor sieben Wochen. „Menschenunwürdige Zustände in der Anstalt II“ hatte unter anderem die Insassenvertretung kritisiert: Überbelegung, die Mischung von Häftlingen mit Lang- und Kurzzeitstrafen und eine mangelhafte Drogenpolitik, so die Insassen, seien Schuld an der wachsenden Gewaltbereitschaft.

Eine Kritik, die sich der Senator offenbar zu Herzen nahm: Für Modernisierungs- und Drogenhilfemaßnahmen konnte er dem Senat nun sieben Millionen Mark abringen. Der liberale Strafvollzug habe sich bewährt, betonte Hardraht, aber man habe zu wenig auf die strukturellen Veränderungen reagiert. Die da wären: Vermehrter Drogenhandel und -konsum, Zunahme der organisierten Kriminalität und der Gewalttätigkeit.

Um „Problemgruppen“ künftig besser voneinander trennen zu können, werden jetzt im Flügel D von Santa Fu für fünf Millionen Mark abgetrennte Wohnbereiche eingerichtet. Für die Bauzeit von acht Monaten müssen allerdings noch mehr Zellen doppelt belegt werden. Um erträglichere Zustände in der Anstalt Vierlande herzustellen, werden 600.000 Mark investiert: Die Sechs-Betten-Schlafsäle werden unterteilt und neue sanitäre Einrichtungen installiert.

Zur Eindämmung des Drogenproblems will der Senator die Substitutionsbehandlung ausweiten: 1994 soll an 60 Gefangene Methadon ausgegeben werden. Um die kontinuierliche Überbelegung der Anstalten abzumildern, sollen außedem 30 Insassen nach Sachsen-Anhalt verlegt werden. Für die Verlegung zahlt Hamburg in diesem Jahr 800.000 Mark. sako