Kommentar
: Zitterpartie

■ Stahlhütte gerettet und wieder in Gefahr

Für 4.500 Bremer Stahlkocher ist die Zitterpartie jetzt erstmal zu Ende. Bedanken können sie sich dafür bei den Verhandlungsführern aus dem Haus des Reichs, die monatelang zäh mit den Bremer „Interessenten“ und dem belgischen Sidmar-Konzern um die künftige Struktur ihres Betriebs gepokert haben. Und bedanken können sie sich auch bei allen Bremer Steuerzahlern, die direkt und indirekt bisher runde 250 Millionen Mark für die Rettung der integrierten Hütte am Meer hingeblättert haben.

Beendet ist die unendliche Geschichte des Bremer Stahlwerks damit allerdings noch lange nicht. Wenn Sidmar dort am 1. April tatsächlich das führende Wort übernimmt, dann wird keineswegs alles weiter seinen gewohnten Gang gehen. Aus zwei Stahlhütten mit 4.500 Mitarbeitern in Bremen und 6.000 in Gent ist dann nämlich eine einzige geworden. Und daß die sich nicht einfach weiterhin alle 10.500 Beschäftigten leisten wird, ist jetzt schon klar. Welche Betriebsteile in Bremen oder Gent den „Synergieeffekten“ zum Opfer fallen werden, weiß heute wohl noch niemand. Die Betriebsleitungen und die Betriebsräte der beiden Unternehmen werden sich darüber noch ordentlich den Kopf zerbrechen müssen. Die eine Zitterpartie ist zu Ende, die andere Zitterpartie aber hat noch nicht einmal begonnen.

Dirk Asendorpf