Otto kommt

■ Otto und FAB füe ein gemeinsames Lokal-TV in Berlin

Frank Otto (36), Miterbe des gleichnamigen Versandhauses und Alleingesellschafter des Hamburger „OK-Radios“, ist auf Medien- Expansionskurs. Bereits im Oktober 1993 hatte sich der Hamburger Medienmanager mit 19,8 Prozent der Anteile am neuen Musikfernsehen „Viva-TV“ beteiligt und ist seit kurzem mit 35,81 Prozent Mehrheitseigner des schleswig- holsteinischen Privatsenders „delta radio“.

Seine großen Berlin-Pläne dokumentierte er Ende November 1993 durch den Einstieg beim Berliner „Noch-Kabelsender“ „Kiss FM“, wo er nun 50,2 Prozent der Gesellschaftsanteile hält. Zudem setzt Otto verstärkt auf das Lokalfernsehen. Zwei Bewerbungen um Fernsehlizenzen für Hamburg und Berlin stehen vor der Entscheidung bei den zuständigen Landesmedienanstalten. Auch Frank Otto will nun, fast zehn Jahre nach dem „medienpolitischen Urknall“, den regionalen Fernsehmarkt in Deutschland „erobern“. Gemeinsam mit der Luxemburger „compagnie luxembourgoise de Télédiffusion“ (CLT) will er im Syndikationsmodell Programme und Filme der CLT zeigen.

Unter dem Label „Kanal B“ hat sich Otto um die dieser Tage zu vergebende Berliner Antennenfrequenz beworben. Neben dem Hamburger sind unter anderem der frühere Sat.1-Geschäftsführer Werner E. Klatten, der ehemalige Sat.1-Programmdirektor und ehemalige premiere-Chef Rudolf Klausnitzer sowie die seit kurzem am Nachrichtenkanal n-tv beteiligte Deutsche Fernsehnachrichten-Agentur (DFA) dabei.

Für den neu koordinierten Fernsehkanal 22, der nur den Großraum Berlin abdeckt, liegen der Medienanstalt für Berlin & Brandenburg (MABB) vier weitere Anträge aus dem Bundesgebiet für diese Fernsehfrequenz vor: der alternative Kabelveranstalter „Fernsehen aus Berlin“ (FAB), die Münchner C.A.M.P.-TV Fernsehgesellschaft, die in Bayern unter anderem RTL-Fensterprogramme gestaltet, das ebenfalls in München ansässige MAZ-Studio sowie der Münchner-Zeitungsverlag (Ippen-Gruppe), der auch überregionale Zulieferungen zeigen will.

Doch hat sich in Berlin nach der ersten Anhörung am 14. und 15. Februar eine unerwartete Wendung ergeben. Für alle Beteiligten überraschend machten die Otto- Leute ihren Mitbewerbern ein Kooperationsangebot. Während sich FAB in der Anhörung am 14. noch als eigenständiges Programm mit kulturellem Schwerpunkt dargestellt hatte, wurde am folgenden Tag bei der Anhörung des „Kanal B“ erstmals von seiten des Otto- Projektes über eine Kooperation berichtet, die mit FAB beabsichtigt wird und in deren Rahmen die Veranstaltungsstruktur und das Gesamtprogramm erheblich verändert werden soll.

„Für uns kam dieses Angebot sehr überraschend, aber wir können uns eine Kooperation gut vorstellen, da uns das mittelständische regionale Konzept von Herrn Otto entsprechend entgegenkommt“, so FAB-Geschäftsführer Hans- Gerhard Roth (41) auf Anfrage. Außerdem wurde mündlich die Vorlage modifizierter Vereinbarungen über die Zulieferung eines Mantelprogramms aus Filmen und Serien angekündigt. Probleme sieht Roth in dem von Otto angeführten Syndikationsmodell, denn „es gibt Überlegungen bei FAB, ob wirklich eine Syndikation notwendig ist“.

Der Medienrat hat seine Beratungen vertagt, da man erst entsprechende schriftliche Erklärungen und Unterlagen einsehen möchte. Die Chancen für den Kanal B in Berlin sind dadurch weiter gestiegen. Auch in Hamburg, so Insider, steht ein Otto-Kooperationsvertrag mit der Deutschen Fernsehnachrichten Agentur (DFA), dem Axel Springer Verlag und dem amerikanischen Medienriesen Time Warner für ein gemeinsames Hamburger Lokal-TV vor dem Abschluß. Erbil Kurt