Gesundheitssenator schweigt zum Organhandel

■ Ein Teil der 18 städtischen Krankenhäuser soll mit Leichenteilen gehandelt haben

Städtische Krankenhäuser sollen am Handel mit Organteilen beteiligt sein. Dies berichtete gestern ein Gesundheitsexperte der taz. Der zuständige Senator Peter Luther (CDU) schwieg dagegen beharrlich zu der Frage, welche der insgesamt 101 Berliner Krankenhäuser in Verdacht geraten sind. Von den 101 Kliniken sind 18 städtisch. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bislang gegen Mitarbeiter von drei Häusern wegen des Verdachts der Störung der Totenruhe.

Zwei Sektionsgehilfen im Alter von 37 und 50 Jahren sollen Hirnhäute und Hornhäute aus Leichen entnommen und verkauft haben. Einer habe bereits gestanden, hieß es gestern bei der Justiz. Im dritten Fall soll ein Vorgesetzter des Pathologischen Instituts die Abgabe von Hirnhäuten an Privatunternehmen gebilligt haben. Pro Präparat soll eine bislang ebenfallls nicht benannte Firma 30 bis 50 Mark Aufwandsentschädigung bezahlt haben. Die beiden Sektionsgehilfen seien inzwischen entlassen, der Vorgesetzte seines Postens enthoben.

Die Geschichte hatte der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Bernd Köppl, ins Rollen gebracht. Weil sich Verwandte einer Verstorbenen gemeldet hatten, die im Rudolf-Virchow-Krankenhaus (RVK) ohne ausdrückliche Erlaubnis geöffnet worden war, hatte Köppl zum Organhandel eine parlamentarische Anfrage gestellt. Im Fall des RVK hatte die Staatsanwaltschaft das Verfahren eingestellt, ohne daß geklärt worden sei, ob Organteile entnommen wurden, sagte Köppl. Das Krankenhaus stehe aber nicht im Verdacht, illegal mit Organen zu handeln.

Die Berliner Ärztekammer forderte Gesundheitssenator Luther auf, sich für ein Sektionsgesetz stark zu machen. Vorstandsmitglied Helmut Becker: Art und Umfang von Leichenöffnungen wären endlich geregelt. Dirk Wildt