: In the Name of the Godfather
Zur Vorstellung von der Stadt als Dschungel gehört das Bild des instinktgeleiteten, hyperfibrilen Gangsters, der einen Cop „riecht“, einen Mobster hinter sich weiß, ohne sich umzusehen, und eine Bar auf keinen Fall einfach so betritt, sondern eher beschleicht. Al Pacino ist dieser Typ, viel mehr noch als die anderen Good Fellas, denn es schiebt sich kein lästiger grübelnder Intellekt zwischen ihn und das Messer in seiner Hose.
Wenn also de Palma noch einmal zurückfinden wollte zur Hochform von „Dressed to Kill“, oder sagen wir lieber „The Untouchables“, so mußte es mit Pacino sein: Pacino, dem Godfather nach Brando, Pacino, dem Liebhaber aus „Sea of Love“ (uuuhhhh), aber auch Pacino, dem schwulen Nervenbündel aus „Dog Day Afternoon“.
„Carlito's Way“, erstmalig auf der Berlinale einem europäischen Publikum vorgestellt, spielt unter New Yorker Latinos, und es ist ein bißchen ulkig, einen so ausgemachten Italiener plötzlich im Puertorican Singsang über die Spaghettifresser herziehen zu hören. Gerahmt ist das ganze, wie der „Drugstore Cowboy“, als Chronik eines angekündigten Todes. Auf dem Weg nach Hawaii trifft ihn die Rache eines kleinen Scheißkerls aus der Bronx, dessen Champagner er mal in einer Laune zurückgehen ließ.
Der Gangster der Clinton-Ära – und die ist nicht einmal an de Palma spurlos vorübergegangen – folgt einem Ehrencodex, der ihn zwar reich und splendid macht, aber eben auch einsam und bekämpft. Es sind die Fußsoldaten, die ihn schließlich das Leben kosten werden, kein Pate oder gar Partner. Das Familiengründungsdarlehen, das zum Schluß noch für die Frau gerettet wird, wäre natürlich in „The Untouchables“ in einen schönen Kamelhaarmantel für Kevin Costner umgesetzt worden. mn
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