■ Mit der BIZ auf du und du
: Zentrale Zentralbank

Berlin (taz) – Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zieht in ihrem Quartalsbericht eine Bilanz der Krise des Europäischen Währungssystems (EWS) im vergangenen Herbst. Zu erheblichen Mittelabflüssen kam es demnach vor allem bei Banken in Frankreich (42 Mrd. Dollar), Spanien (10,6 Mrd. Dollar) sowie Dänemark und Italien. Dies waren die Länder, deren Währungen massiv gestützt werden mußten. Ausländische Banken kauften vor allem Französische Franc und Peseta, um deren Kurse wieder etwas anzuheben. Den Banken in der Bundesrepublik flossen in derselben Zeit 9,3 Milliarden Dollar zu.

Die BIZ wird häufig als Zentralbank der Zentralbanken bezeichnet, und als solche managt sie dergleichen internationale Geldströme. Ihre Aufgaben gehen aber darüber hinaus. Sie verwaltet die Einlagen von Zentralbanken, die einen Teil ihrer Währungs- und Goldreserven bei der Baseler BIZ anlegen, und sie gewährt kurzfristige Überbrückungskredite, ebenfalls vorwiegend an Zentralbanken. Sie ist für die statistische Erfassung der internationalen Finanzmärkte zuständig und befaßt sich in diversen Ausschüssen mit währungspolitischen Fragen, beispielsweise mit der Kreditgewährung für Osteuropa oder mit dem Zahlungsverkehr über Computernetze. Außerdem ist sie ein Forum, in dem die Zentralbanken international kooperieren können. Insbesondere treffen sich in Basel regelmäßige die Notenbankgouverneure der Zehnergruppe, eines Zusammenschlusses der elf größten Industrieländer (die Schweiz ist übrigens das elfte Land). Und schließlich arbeitet die BIZ als Agentin und Treuhänderin für die EWS-Mitgliedsländer, wickelt zum Beispiel die Zins- und Schuldenrückzahlungen von EWS-Ländern untereinander ab. Die BIZ legt die nicht verwendeten Einlagen auf den internationalen Märkten an und machte mit einer Ausnahme – 1945 – jedes Jahr Gewinne.

Gegründet wurde die BIZ schon 1930, um die deutschen Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg abzuwickeln. Die damaligen Gründungsländer – Großbritannien, Frankreich, Belgien, Italien, Deutschland sowie Bankengruppen aus Japan und den USA – haben heute immer noch den größten Einfluß innerhalb der BIZ.

Inzwischen sind alle west- und viele osteuropäische Länder Mitglied, daneben die USA, Kanada, Japan, Australien und Südafrika. Ihren Anfängen ist die BIZ aber insofern treu geblieben, als sie sich nach wie vor weigert, in Dollar oder Ecu zu rechnen, sondern lieber den Goldfranken nimmt, das sind 0,29 Gramm Feingold. Nicola Liebert