■ KAUM ZU GLAUBEN
: Altlast soll Kurort werden

Der Bürgermeister von Schlema, Konrad Barth, will sein Städtchen im Erzgebirge unbedingt zum Radon-Kurort machen. Die Gegend wurde von der Firma Wismut in vierzig Jahren Uranabbau in eine radioaktive Altlast verwandelt – die Sanierungskosten werden in die zig Milliarden gehen. Nun will Schlema wieder wie vor dem Krieg als Radiumbad von der Strahlung profitieren.

Barth legt sich deswegen sogar mit Strahlenmedizinern an. In der Werkszeitschrift der Wismut GmbH veröffentlichte er ein Pamphlet: „Im Interesse der Wahrheit und der Zukunft der Menschen im Westerzgebirge klage ich an: die Gesellschaft für Strahlenschutz e.V., in Sonderheit deren Präsidenten Edmund Lengfelder.“

Dem geschäftstüchtigen Bürgermeister paßt es gar nicht, daß Professor Lengfelder Radon mit Blick auf die Pläne in Schlema als „Schadgas“ bezeichnet, das Lungenkrebs auslöse. Sein Marburger Kollege, Professor Horst Kuni, sprach von „Körperverletzung“. Konrad Barth tobt in seinem Artikel: „Lengfelder und Kuni verleumden die wissenschaftlichen Ergebnisse im Umgang mit Radon, sie verleumden die vielen tausend Menschen, die sich für eine Gesundung unserer leidgeprüften Landschaft täglich mit ganzer Kraft einsetzen, sie verletzen unsere Menschenwürde und verunsichern Zweifelnde.“

Barth behauptet, in Schlema sei nachgewiesen worden, daß Radon im Badewasser Schmerzen lindert. Lengfelder dagegen hält von den angeblichen Nachweisen der heilenden Kräfte des Radon nicht viel, seit seine Arbeitsgruppe zwei Orte verglich, deren Kuren angeblich gegen die selben Krankheiten helfen: Bad Gastein in Tirol und Abano bei Padua melden gleich große Heilerfolge. Aber nur in Bad Gastein gibt es Radon. Von dem radioaktiven Gas können die Erfolge also nicht kommen.