Bambule nach Räumung besetzter Häuser

■ 77 Festnahmen durch die Polizei

Potsdam (taz) – Zu schweren Auseinandersetzungen ist es in der Nacht zu Mittwoch in der brandenburgischen Landeshauptstadt gekommen. Dabei sind nach Poizeiangaben elf Polizisten und zwei Demonstranten verletzt worden, 77 Jugendliche wurden vorläufig festgenommen und wieder auf freien Fuß gesetzt. Es gab vier Anzeigen wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung.

Anlaß für die Demonstration war die Räumung zweier Häuser in der Potsdamer Innenstadt. Am frühen Dienstag morgen waren mehrere Hundertschaften in die ehemalige russiche Musikschule an der Hegelallee und in das Haus in der Karl-Marx-Straße eingerückt. Die gewaltsame Räumung kam für die jungen BesetzerInnen äußerst überraschend. Die Aktion war jedoch gut vorbereitet. Mit den Polizeiwagen rollten auch Möbelwagen für die Besetzer heran. Bautrupps machten sich sogleich an die Arbeit, ein privater Wachdienst legte sich im Haus auf die Lauer. Niemand der 40 Besetzer, die sich vor der Polizeiaktion aus dem Staub gemacht hatten, konnte persönlich seine Sachen aus dem Haus holen.

In dem anderen besetzten Haus in der Karl-Marx-Straße hatte die Polizei während der Räumung vier Jugendliche angetroffen. Gegen sie hatte auch die namentlich benannte Räumungsklage vorgelegen. Dieses Haus gehört dem Potsdamer Kultusministerium, das in der Hegelallee einem Privateigentümer. Die Demonstration war nicht angemeldet, was die Polizei zunächst jedoch nicht störte. Nach Polizeiangaben eskalierte die Situation, als mehrere Feuerwerkskörper und Steine aus dem Zug heraus auf die Beamten geworfen wurden. Daraufhin habe man die Demonstration aufgelöst.

Kritik übte der Landesverband von Bündnis 90/Grüne. Das Verhalten der Polizei sei die ganze Zeit über auf Aggression angelegt gewesen, hieß es. Völlig unverständlich sei zumindest die Räumung des Hauses in der Karl-Marx- Straße, da für dieses Haus bereits Verhandlungen mit der Landesregierung liefen. Nette Worte übermittelte die CDU. Sie bedankte sich bei Polizeichef Detlef von Schwerin für den „besonnenen, wohldosierten und beherzten Einsatz“. Derzeit sind noch 18 Häuser in Potsdam besetzt. roga