„Mich reizen die Extreme“

■ H.E. Gödecke mit „Faces of Strings + Vladimir Tarasov“ im „Grundriß“

Acht international zusammengewürfelte Musiker werden sich am Mittwoch, dem 2.März im Grund-riß einer Sprache bedienen, die alle verstehen, der Sprache der Musik.

Aus der Schweiz, Japan, Litauen, Deutschland und der GUS haben sich Ein Quartett, E.M.T.(European Music Trio) und das Duo Hammerschmidt-Gödecke zusammengefunden, um einen Klangteppich aus improvisierter Musik, Jazz, außereuropäischer und neuer Musik auszulegen. Die drei Gruppen werden einzeln und gemeinsam spielen, rauh und schräg, leise und melodisch, spontan Improvisiertes und teilweise Komponiertes.

„Das ganze Sensible und das ganze Expressive“ in der Jazz- und improvisierten Musik liegen dem bärtigen Hamburger Posaunisten Heinz-Erich Gödecke und fließen in seine vielfach eigenen Kompositionen - auch für E.M.T. - mit ein. Gödecke, der in seinem Fach kein Geheimtip mehr ist, liebt und lebt die Extreme: Physiker von Beruf und Jazz-Musiker aus Leidenschaft, mag er am Jazz die „Spontaneität“ und „knallige rauhe Direktheit“, an der „neuen Musik“ die Sensibilität, Farbigkeit und den klanglichen Reichtum.

Sein aus Litauen stammender Schlagzeug-Kollege Vladimir Tarasov (E.M.T.), mittlerweile in seiner Heimat eine Art „Vaterfigur“ des modernen Jazz, fühlte sich von Gödeckes mit Vorliebe gespielter Mischung aus freier Improvisation und eingebauten Kompositionen angezogen, als sich die beiden vor einigen Jahren in Sankt Petersburg auf einem Jazzfestival kennenlernten.

Mittlerweile reiste Gödecke mehrere Male zu Gastkonzerten nach Rußland, wo dieses MusikGenre noch auf eine weitaus größere Fangemeinde blicken kann als hierzulande. „Der Jazz ist in Rußland auch jetzt noch viel stärker mit dem Freiheitsbegriff verbunden“, erklärt Heinz-Erich Gödecke.

Der eifrige Posaunist, der nie eine klassische musikalische Ausbildung durchlaufen hat, sammelte im Zusammenspiel mit Jazzern wie Cecil Taylor, Barry Guy und Anthony Braxton seine musikalischen Erfahrungen. Zu Anfang seiner Laufbahn hatte er „gar nicht so hohe Ziele“, es ging aber „immer besser, als ich erwartet hatte“.

Inzwischen hat er sich in mehreren Jazzgruppen - unter anderem Multiple Choice, Broken Shadows und Allophonics - einen Namen gemacht.

Im Grundriß werden am Mittwoch neben der Posaune nicht nur Gödeckes Didjeridoo - Blasinstrument australischer Ureinwohner -, tibetische Hörner und Gongs zum Tönen gebracht, auch Japans Geige und Litauens Schlagzeug werden in den vielseitigen musikalischen Ausdruck der universalen Sprache mit einfallen.

Simone Ohliger