Codierte Tonne mit Bohrloch nachgebessert

■ Die „codierte Tonne“ ist nicht abschließbar - der nachbarschaftliche Müll-Klau geht um

Der „Müllklau“ geht um: Am liebsten schmeiße ich meinen Müll in deine Tonne. Die codierte Tonne machts möglich: Wer den Müll beim lieben Nachbarn entsorgt, braucht „seine“ nicht an die Straße zu stellen und dafür nicht zu bezahlen. Dieses System wird in Bremen flächendeckend 1995 eingeführt, jetzt schon allerdings in bestimmten Stadtteilen erprobt. Zum Beispiel Horn-Lehe, Riensberg und Findorff, wo das neue Müllzeitalter schon begonnen hat.

Wenn der Nachbarschafts-Schwindel nicht „schon beobachtet worden wäre“, hätte womöglich keiner der „Geschädigten“ gemerkt, weiß auch der zuständige Fachmann für die codierte Tonne bei den bremer Entsorgungsbetrieben (BEB), Bernd Piegros. Wo die neue Technik endet, begann die Selbsthilfe: Die einen schnüren den high-tech Behälter mit einem stabilen Bindfaden zu, andere verstecken das codierte Stück in die hinterletzte Ecke ihrer Garage. Mit großem handwerklichen Geschick haben einige auch zwei Löcher in den schwarzen Plastik gebohrt, eines in den Deckel, einen ins Gefäß, und schon sichert eine normale Kette mit Vorhängeschloß den kostbaren Müllplatz.

„Europaweit“, schwört der verantwortliche BEB-Mann Pieros, gebe es keine entsprechende Tonne, die abschließbar wäre: „Der Markt ist eben noch nicht soweit, solche hochentwickelten Tonnen zu stellen“, immerhin haben die BEB europaweit ausgeschrieben.

Die Tonnen mit dem schönen Namen Sulo werden in dem knapp 150 Kilometer entfernte Herford, macht deutlich, daß dem en Herford produziert. Dort erreichten wir einen auf Diskretion bedachten Herrn, der nur soviel sagen wollte: Selbstverständlich bietet seine Firma verschließbare Mülltonnen an, aber die sind sehr viel teurer. Insofern seien die Einfälle der der patenten Bremer Haushalte „die beste und billigste Lösung“.

Trash, das moderne „Transpondergeschützte Registrierungs- und Abrechnungssystem“ kostet die BEB insgesamt 13,5 Millionen Mark. 70 Fahrzeuge werden high-tech mäßig umgerüstet, die Betriebshöfe müssen mit erforderlichen EDV-Einrichtungen versehen werden, die neuen Müllgefäße kosten natürlich auch. Da ist das Geld, um zwei durchlöcherte Plastik-Nasen an Tonne und Deckel seriengemäß mitzupresssen, mit einem Schloß zu verbinden wären, nicht drin. . N.J.