Evi kam, und alle waren zahm

■ Die Bausenatorin besuchte ihren Ortsverein in Peterswerder, den sie erst jüngst verprellt hat : Die Stader Straße soll ins Lkw-Leitnetz

Was hat nur die Evi mit ihrem Ortsverein in Peterswerder gemacht? Es ging um ein brandheißes Thema, nämlich den Verkehrslärm in der Stader Straße, doch die rund 60 BesucherInnen hielten merkwürdig still. Gerade daß mal die Ex-Vorständlerin Angelika Pensky ein paar kluge Fragen stellte, Stefan Schafheitlin von der Initiative „Wir im Viertel“ lange kritische Statements zur Verkehrspolitik im allgemeinen absonderte und ein Mitglied der Initiative Stader Straße aus dem Gerichtsurteil vorlesen wollte - damit aber sofort von Senatorin und Ortsvereinsvorsitzendem abgeblockt wurde. Die Mehrzahl der Ortsvereinsmitglieder hielt die Klappe.

Grund genug zum Schimpfen hätten die Ortsvereinsmitglieder ja gehabt: Hatte doch vor kurzem das Verwaltungsgericht den lärmgeplagten 1.600 AnwohnerInnen der Stader Straße Recht gegeben und die Bausenatorin aufgefordert, die Einführung von Tempo 30 und ein Lkw-Nachtfahrverbot zu prüfen. Doch die Bausenatorin legte vor wenigen Tagen Berufung gegen das Urteil ein. Weil nämlich die Stader Straße Teil des neuen Lkw-Verkehrsleitnetzes werden soll, das die Lastwagenströme in bestimmten Straßen bündeln will.

Zwar verdankt die Senatorin ihre gesamte politische Karriere diesem Ortsverein, doch sah sie darin offenbar keinen Grund, sich groß zu rechtfertigen. „Ich habe doch auch mal in der Stader gewohnt, und wohne jetzt noch in der Hamburger, ich weiß doch, wie das ist“, brauchte sie nur zu sagen und schon saß alles stumm. Das sei ihr durchaus klar, daß sie mit dem Lkw-Führungsnetz die Lunte erst richtig in die Stadt lege, schob Lemke-Schulte noch nach und nahm den BesucherInnen damit vollends den Wind aus den Segeln.

Endlich fragten mehrere zaghaft nach, ob man nicht vielleicht doch noch die Georg-Bitter-Straße an den Osterdeich anschließen und die Lkw diese Abkürzung nehmen lassen könnte. „Ich würd's gern tun, aber ich bin ja nicht allein“, grämte sich die Senatorin sichtlich. Und die wenigen vorhandenen Mittel müsse man nun mal eben für den Hemelinger Tunnel ausgeben.

Ein kleines bißchen renitent wollte man aber doch sein, und so beschloß der Ortsverein mit einigen Enthaltungen wie schon einmal 1988: „Die Stader Straße muß beruhigt werden. (...) Die Buslinie 22 soll durch die Öffnung der Georg-Bitter-Straße an die Linien 2, 3 und 10 angebunden werden.“ Die Senatorin nahm's gelassen zur Kenntnis, erinnerte aber: „Überall wohnen Menschen, auch in der Bismarckstraße, überall ...“

Ein winziges bißchen lebhafter wurde die Runde endlich beim Thema „Verkehrsberuhigung des Ostertorsteinweges“. Da befürchtet auch die Senatorin zunächst mehr Parkplatz-Suchverkehr im angrenzenden Stadtteil Peterswerder. Wahrscheinlich nämlich wird's doch dauern, bis die Leute den Parkplatz Weserstadion akzeptieren.

Was aber, wenn auch die Hamburger Straße in Mitleidenschaft gezogen wird? Könnte man da nicht selbst und kostengünstig alle paar Meter ein paar Steine ein paar Zentimeter aus dem Boden ziehen, fragte einer. Er würde am liebsten eine „Initiative Tempo 100“gründen, damit die Taxen nicht mehr gar so unverschämt durch die holperige Straße rasen. Mit Schildern sähe es die Senatorin lieber. In großer Einmütigkeit forderte schließlich der Ortsverein „seine“ Senatorin auf, kostengünstige Maßnahmen der Verkehrsberuhigung in „ihrer“ Hamburger Straße zu veranlassen. Christine Holch