■ Die Bundesanwaltschaft unterstützt die RAF
: Denn: Was nicht sein darf...

Man mag es drehen und wenden, es ändert am Egebnis nichts: Verfassungsschutz und Bundesanwaltschaft haben – wissentlich oder nicht – die Rote Armee Fraktion unterstützt.

Variante A: Der V-Mann Klaus Steinmetz hat die obersten Ankläger aus Karlsruhe hinters Licht geführt. Er war stärker in die Strukturen der RAF eingebunden, als es Verfassungsschutz oder Bundesanwaltschaft bemerkt haben, er durfte den Kurier für die RAF spielen. Für die Ankläger und Ermittler ist das der GAU. Erstmals war es ihnen gelungen, einen V-Mann nahe der „Kommandoebene“ zu plazieren – dann, nach dem tödlichen Desaster von Bad Kleinen, die Ernüchterung: Der Mann hat quasi als Doppelagent gehandelt, er hat Treffen mit den Illegalen aus der RAF verschwiegen, am Ende hat er sogar mehr gewußt als nur den geplanten Anschlag auf den Knastneubau im hessischen Weiterstadt.

Variante B: Der V-Mann war loyal, hat brav alles mitgeteilt, was ihm zu Augen und Ohren kam. Das wäre der Super-GAU, bedeutet dies doch mit anderen Worten, daß der Knast in Weiterstadt dann mit dem Wissen der Behörden in die Luft gesprengt wurde. Das in die Geschichte eingegangene „Celler Loch“ wäre ein Klacks dagegen. Nicht nur wegen der 130 Millionen Mark Sachschaden wäre ein Eintrag ins Guinness-Buch der Skandalrekorde fällig.

Beide Varianten eint eines: Sie müssen vertuscht werden. Hat Steinmetz die Behörden tatsächlich getäuscht, dann kommt die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen ihn einer Strafvereitelung im Amt gleich. Im anderen Fall sind die Konsequenzen noch gravierender. Denn dann hätte die RAF mit Duldung der Staatsschützer den Knast sprengen dürfen. Weil in beiden Fällen gilt, daß nicht sein kann, was nicht sein darf, mußte der V-Mann aus dem Verkehr gezogen werden. Offiziell wird uns mitgeteilt, Steinmetz hätte zum Schutz seiner Person eine neue Legende, einen neuen Namen und Geld für eine neue Karriere erhalten. Tatsächlich wird er aber nur an die Leine gelegt. Es wird damit verhindert, daß er irgendwann einmal auspacken könnte. Was darüber mit denen geschieht, die amtlicherseits um Aufklärung bemüht sind, hat Innenminister Kanther gerade im BKA vorexerziert – wer zu sehr bohrt, wird zwangsversetzt. Wolfgang Gast