Die Belgrader Führung will sich nicht stören lassen

■ Das offizielle Serbien hat zum Abschuß der vier Flugzeuge keine Meinung

„In Bosnien kämpft nicht eine einzige Einheit der jugoslawischen Armee“, verlautbarte der Generalstabschef der jugoslawischen Armee, Momćilo Perišić, noch vor zehn Tagen in einer Armeezeitung, als er nach einer Stellungnahme zu anderslautenden Vorwürfen von Kriegsbeobachtern gefragt wurde.

Zwar ist das Gegenteil längst erwiesen, aber diese Sicht der Dinge erlaubt dem Generalstab und dem offiziellen Serbien, sich möglichst elegant aus dem Kriegsgeschehen in Bosnien-Herzegowina herauszuhalten. So gab man sich während des Nato-Ultimatums an die bosnischen Serben betont unbeteiligt. Das restjugoslawische Verteidigungsministerium ließ durch einige Vertreter eher niedrigen Ranges verlauten, daß es in einer Bombardierung der an Serbien grenzenden Drina-Brücken – über die der Nachschub für die bosnischen Serben fließt – schlimmstenfalls einen Akt der Aggression sehen könne. Ansonsten aber beobachte man die Situation und beabsichtige nicht, den Genfer Friedensprozeß zu stören – was nicht gerade kampfeslustig klingt.

So waren denn alle, einschließlich des bosnischen Serbenführers Karadžić, erleichtert darüber, daß der Abzug der serbischen Artillerie von den Stellungen rund um Sarajevo ohne allzu großen Gesichtsverlust vonstatten ging. Und daß Karadžić nicht das getan hatte, was ihm etwa der serbische Radikalenführer Šešelj aus der sicheren Entfernung seiner Belgrader Parteienzentrale ans Herz legte: auf das Nato-Ultimatum mit Gegenforderungen zu antworten.

Nein, das serbische Rest-Jugoslawien will sich in seiner derzeitigen Konsolidierungsstrategie nicht gern stören lassen. Die ministeriellen Terminkalender sind mit Freundschaftsbesuchen in der kroatischen Hauptstadt Zagreb gefüllt.

Und so hat man denn auch zu dem Abschuß der vier „Galeb“- Flugzeuge bei Banja Luka bisher noch keine Meinung. Warum auch, wo hier doch klar zu sein scheint, daß die vier Flugzeuge nicht aus Serbien kamen – wie das offizielle Bulletin des serbischen Informationsministeriums in Belgrad nicht zu betonen versäumt.

Und dies ist denn auch schon das einzige, was in dem fünfseitigen Bulletin zum Abschuß der vier „Möwen“ durch die beiden amerikanischen „Falken“ zu lesen ist. Und selbst die serbische Einheitspartei des Kriegsverbrechers Arkan, sonst immer für starke Sprüche gut, hält sich bisher mit Stellungnahmen zurück. Karen Thürnau, Belgrad