Straßenpraxis ersetzt ein Hochschulsemester

■ Die Polizei spart ohne Tabus: Kein Orchester mehr und weniger Wachen

Die Katze ist aus dem Sack, das Sparpaket der Polizeiführung liegt auf dem Tisch: Laut Hamburger Abendblatt sollen unter anderem das Polizeiorchester (50 MusikantInnen) aufgelöst und die Wasserschutzpolizei nicht mehr für die Elbe bis Cuxhaven zuständig, sondern nur noch auf Hamburger Territorium tätig sein. Dafür bleibt der Jugendschutz erhalten. Innenbehördensprecher Peter Kelch: „Dem Senator liegen diese Vorschläge noch nicht auf dem Tisch.“

Die Polizeiführung hatte - wie berichtet - den Auftrag bekommen, ohne Tabus über Einsparungen bei der Polizei nachzudenken. Seither geisterten diverse Vorschläge herum: Einsparung des Jugendschutzes, Auflösung der direktionsübergreifenden Zivilfahndung, der Einsatzzüge und der 5. Hundertschaft der Bereitschaftspolizei, Verzicht auf Verkehrsüberwachung, Auflösung der Hubschrauberstaffel, usw.

Nach den jüngsten Plänen sollen nun die drei City-Wachen Klingberg, Hohe Bleichen und Großneumarkt auf zwei Reviere konzentriert werden. Auch Kriminalkommissariate sollen zusammmengelegt und ein Wasserschutzrevier eingespart werden.

Über die Zusammenlegung der Polizeidirektionen Mitte und West ist angeblich noch keine Entscheidung gefallen. Drastisch will die Polizeiführung bei der Ausbildung für den gehobenen Dienst sparen: Streichung eines Semesters an der Fachhochschule, stattdessen Praxis auf der Straße. Vom Tisch ist allerdings wohl die Abschaffung des Jugendschutzes, der Verkehrserzieher für die Schulen sowie des Verkehrskaspers. Darüber ist Konrad Freiberg von der Gewerkschaft der Polizei zufrieden, wenn er auch die Streichpläne mit Bauchschmerzen zur Kenntnis nimmt. Freiberg: „Wenn gespart werden muß, ist man immer schnell dabei, im präventiven Bereich zu kürzen, während man sich im repressiven Bereich schwertut.“

Die Gewerkschaft wird sich in den kommenden Wochen mit den Plänen ausgiebig befassen und eventuell ein längerfristiges Gegenkonzept entwickeln. Freiberg: „Die Spardiskussion wird in den kommenden Jahren weitergehen.“ Der Innensenator wird über das Sparprogramm Ende März entscheiden, wenn die Haushalte für Polizei und Feuerwehr festgeklopft sind. Kai von Appen