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■ Der besondere ArbeitskampfWendepunkt

Vordergründig unterscheidet sich die Tarifrunde 1994 nicht von ihren Vorgängerinnen: Kundgebungen, Warnstreiks, ergebnislose Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Und doch fechten IG Metall und ÖTV in diesem Jahr einen besonderen Arbeitskampf aus. Die privaten Unternehmer und öffentlichen Arbeitgeber wollen das Rad der Geschichte zurückdrehen. Seit den Urzeiten der Gewerkschaftsbewegung im 19. Jahrhundert stiegen die Löhne – jetzt sollen Lohnsenkungen durchgesetzt werden. Wo früher selbstverständlich die Verkürzung der Arbeitszeit von täglich zwölf Stunden auf acht, schließlich sieben Stunden zur Debatte stand, streben die Unternehmer heute nach einer Verlängerung der Arbeitszeit. Das ist nichts weiter als veraltetes Denken in Kategorien der Kosteneinsparung und Haushaltssanierung.

Anders die Gewerkschaften: Da beginnt sich Verantwortung für die ganze Gesellschaft durchzusetzen. Angesichts von offiziell vier Millionen Arbeitslosen wird die radikal neue Verteilung des knappen Gutes Arbeit gefordert. Um das zu ermöglichen, sollen die Beschäftigten einen Teil ihre Lohnes abgeben. Setzen sich die Gewerkschaften im Arbeitskampf 1994 nicht durch, wird die Gesellschaft immer mehr in eine Schicht von Wohlhabenden und eine Masse von Habenichtsen zerfallen. Hannes Koch

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