: First Ladies first
■ Wie Bonner Entwicklungshilfe zu Südafrikas Präsidentengattin fließt
Johannesburg (taz) – Beim deutschen Entwicklungsdienst hat Carl-Dietrich Spranger (CSU), der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Sparen zur Maxime gemacht. Aber bei Südafrikas Präsidentengattin Marike de Klerk vergißt Spranger jede Geldnot. Der Minister höchstpersönlich beschloß, eine Million DM für die „Womens Outreach Foundation“ der First Lady vom Kap lockerzumachen – obwohl die mit der Projektprüfung beauftragte „Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit“ (GTZ) abgeraten hatte.
„Womens Outreach Foundation konnte nicht als Träger empfohlen werden“, heißt es im GTZ- Gutachten, das der taz vorliegt und das auch Spranger kennt. Auch die Südafrikanische Entwicklungsbank (DBSA) kritisierte, daß Frau de Klerks Organisation keinen Kontakt zu den Landfrauen habe, deren Lebensstandard sie angeblich verbessern will. Die EU lehnte nach eigenen Aussagen einen Antrag auf finanzielle Unterstützung ab. Die Stiftung selber behauptet, sie habe bei der EU nicht um Gelder nachgesucht.
Die Gründung von „Womens Outreach Foundation“ geht auf eine Konferenz der First Ladies aus 64 Ländern im Februar 1992 in Genf zum Thema „Wirtschaftliche Entwicklung der Landfrauen“ zurück. Marike de Klerk war offensichtlich so angetan, daß sie nach der Konferenz mit Hilfe der Universität von Potchefstrom die Stiftung ins Leben rief – um im ganzen südlichen Afrika das Leben von Landfrauen durch Erziehung und Ausbildung zu verbessern. Gegen einen Mitgliedsbeitrag von zwei Rand (1 DM) können Frauen der Stiftung beitreten. Sie erhalten einen von Marike de Klerk unterzeichneten Mitgliedsausweis.
Die Stiftung behauptet in einer Werbebroschüre, sie wolle mit der „Hluvukani Development Agency“ zusammenarbeiten. Aber auch diese Organisation mit einem Jahresetat von einer Million Mark und 20 angestellten Mitarbeitern wird vom GTZ-Gutachten als untauglich für Entwicklungshilfe eingestuft. Spranger beeindruckte all dies nicht. Er setzte sich auch gleich über Gepflogenheiten der Entwicklungshilfe hinweg. Denn was „Womens Outreach Foundation“ mit ihrer Million macht, bleibt Sache von Frau de Klerk. Der Organisation, die am 15. Dezember 1992 gegründet wurde, wird nicht einmal ein deutscher Entwicklungshelfer oder zeitweiliger Berater zur Seite gestellt, um die Verwendung der Gelder zu überprüfen.
„Auf Frau de Klerks Rolle wird in der Außenwerbung viel Wert gelegt“, heißt es im GTZ-Gutachten. 30 Prozent der bewilligten Summe wurden bereits gezahlt. Der Rest muß auf einen „Finanzzuwendungsvertrag“ warten. ger
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