Kleine Pawlows ganz groß

■ Jugend forscht und erfindet Erstaunliches: mit Geschrei das Licht anknipsen

Schwimmen Schwimmer ohne Haare wirklich schneller als Schwimmer mit Haaren? Welches ist der beste Eislöffel? Können Schildkröten Farben und Formen erkennen? Wen hätten derartige Fragen nicht schon mal gequält! Viele belassen es in einem solchen Fall bei wilden Spekulationen, manche hingegen überkommt der drängende ForscherInnengeist – und das bereits in jungen Jahren. Die TeilnehmerInnen der Bundeswettbewerbe von „Jugend forscht“ und „Schülerinnen und Schüler experimentieren“ zum Beispiel, die sich Jahr für Jahr mit Lackmusstreifen bewaffnen, Computer traktieren und überhaupt das Hirn zermartern, um allerlei Erstaunliches zu präsentieren. Um es gleich vorweg zu sagen: Schwimmer mit kurzen Haaren schwimmen schneller als Schwimmer ohne Haare, und denen wiederum schwimmen Schwimmer mit langen Haaren hinterher. Alles klar? In einem eineinhalb Meter langen, mit elektronischem Zeitmesser ausgestatteten Wasserbecken ließ Rolf Suabedissen (14) Holzstücke mit verschiedenen Holzköpfen mechanisch durchs Wasser sausen – und erklärt den Sieg des Kurzhaars mit der Kombination von Wirbelvermeidung und geringem Widerstand.

Dicht gedrängelt stellten in den letzten Tagen über 200 SchülerInnen ihre Forschungsergebnisse in den Hallen der DASA am Flughafen vor – womöglich sind das die MitarbeiterInnen von morgen, nach diesem Prinzip unterstützen STN und ERNO den Wettbewerb seit Jahren als „Patenfirmen“ und bieten als Gewinn zum Beispiel Firmenpraktika an. Die Forschungen reichten in diesem Jahr von der Frage des „Einflusses des steigenden CO2-Partialdrucks auf Wachstum und Photosynthese von Cryptomonas ovata“ (Landessieger Biologie) bis zur „Entwicklung einer Spielstrategie zum Go-Moku“ (Landessieger Mathematik/Informatik). Eine bereits als Patent angemeldete, reibungslose Fahrrad-Lichtmaschine (noch etwas überdimensioniert) haben die SchülerInnen dabei ebenso entwickelt wie eine Mikrokapsel, mit der überprüft werden kann, ob verpacktes Fleisch bereits schlecht ist.

Ebenso wurde die Idee geboren, aus Krach elektrische Energie zu gewinnen. „Darauf sind wir an einer Baustelle gekommen, als da gerade die Preßlufthämmer ratterten“, erzählt Maria Gautsch (16). Im Computer hat sie mit Lymor Goldstein (15) zusammen einen Versuch simuliert, bei dem die mechanische Energie der Schallwellen über eine Membran in elektrische Energie umgewandelt wird. „Theoretisch funktioniert das“, sind die beiden überzeugt. Also: Wer das Licht anmachen will, fängt an zu brüllen? In die Praxis sind die beiden noch nicht vorgedrungen, aber wild entschlossen, das bis zum nächsten Jahr zu tun.

Hinterher wird oft nicht unbedingt die Genialität der Idee präsentiert, die oft auch von den BetreuungslehrerInnen stammt. Saubere Forschungsmethoden und einzuordnende Ergebnisse müssen schon sein, ebenso etwas allgemeine Kenntnisse auf dem jeweiligen Forschungsgebiet. Früh übt sich auf dem Weg dorthin: Als kleine Pawlows haben sich Miriam Burgheim (12) und Annalena Oeffner (13) bei der Untersuchung ihrer Wasserschildkröten Pünktchen und Anton versucht: „Immer wenn ich mit der großen gelben Futterdose ankam, habe ich gemerkt, daß sie mit den Beinen angefangen haben zu strampeln“, erzählt Miriam.

„Und da wollte ich wissen, ob die Schildkröten das wirklich erkennen können.“ Gedacht, getan: Die gelbe Futterdose wurde grün beklebt, und das Strampeln hatte ein Ende. „Doch schon nach fünf Tagen hat Anton bei der grünen Dose gestrampelt, Pünktchen allerdings erst nach 20 Tagen – aber Anton ist auch viel gefräßiger.“ Entsprechend groß auch die Schwankungen bei den akribisch festgehaltenen Strampelbewegungen nach Einsatz von großen roten, kleinen gelben und kleinen grünen Dosen. Aber der ForscherInnengeist, der hat sie gepackt - und den Weltraumforschern sind die Raketen anfangs schließlich auch ins Meer geplumpst. skai