Allons, enfants, vers le Mongmatter!

■ Wer will, kann im nächsten Schuljahr an fünf Bremer Gymnasien erstmals Französisch als erste Fremdsprache wählen: Das neue Schulgesetz macht's möglich

Lucky Luke und Charles Aznavour statt Jeanne d'Arc oder die Révolution Française. Und dazu vielleicht einen knackigen französischen Werbespot. So richtig reingreifen ins französische Alltagsleben sollen Bremens LehrerInnen, wenn im nächsten Schuljahr das neue Schulgesetz in Kraft treten wird. Dann nämlich läßt Bremen zu, daß an seinen Schulen neben Englisch auch andere Fremdsprachen ab der fünften Klasse gelehrt werden dürfen. Französisch zum Beispiel, meinten die Schülerzentren In den Sandwehen, Julius-Brecht-Allee, Graubündener Straße, Regensburgerstraße und Rockwinkel, wo die Neuerung ab Herbst 1994 per Schulversuch umgesetzt wird. Drei Bremerhavener Gymnasien schließen sich an.

All dies geht auf eine Grundsatzerklärung der Bremer Bürgerschaft zur „Stärkung des Französischunterrichts“ zurück, die wiederum auf LehrerInneninitiativen reagiert hatte. Und auf den Alarmglockenläuter vom hiesigen Institut Français, Bernard Ginsbourger. Denn der Leiter der Antenne Linguistique, der Abteilung für die Förderung der französischen Sprache im Institut, mochte sich nun überhaupt nicht damit abfinden, daß in den letzten Jahren immer mehr Jugendliche die Schule mit immer schlechteren Französischkenntnissen verlassen haben. „Klar wollen die möglichst leicht gute Zensuren bekommen. Daß ihnen Französisch da zu schwierig ist, liegt aber nur daran, daß sie zu spät damit anfangen.“

Zu spät – also ab der siebten oder neunten Klasse – heißt für Bernard Ginsbourger, in einem Alter, „in dem man sowieso keine Lust hat, ein bißchen mehr zu lernen“. Das Französische bedürfe eben am Anfang ein bißchen mehr der Gewöhnung als das Englische, weil es in unserem Alltag nicht so präsent sei. Es geht Ginsbourger aber nun nicht darum, die beiden Sprachen gegeneinander auszuspielen, sondern um: „Mehr Sprachen lernen – mit Französisch anfangen“.

Dazu muß aber auch der bislang etwas dröge Französischunterricht aufgepeppt werden. Meint der Pädagoge Ginsbourger und bietet zusammen mit dem Wissenschaftlichen Institut für Schulpraxis im Auftrage des Senats Fort- und Weiterbildung für Bremens LehrerInnen an. Schmackhafter soll das Französische künftig in den Klassen dargeboten werden. Außer um die Versorgung mit Comics und Chansons will sich das Institut Français auch verstärkt um die Vermittlung von Schulpartnerschaften kümmern. Die wären dann mit Sicherheit schon nach einem Jahr möglich, meint Ginsbourger. Die ersten Bremer Tests mit Französisch-Sensibilisierungskursen in Grundschulen könnten da nur zuträglich sein – auch dem Zukunftstraum des bilingualen Unterrichts.

Ganz im europäischen Sinne, meint Bernard Ginsbourger. Zuhause in Frankreich hat Jacques Toubon, der Minister für Kultur und Francophonie kürzlich das Gesetz über den Gebrauch der französischen Sprache ausgerufen und will gar den Gebrauch des Nicht-Französischen im eigenen Land qua jure verbieten. Das geht dann selbst Ginsbourger (als Privatperson) nun doch etwas zu weit. sip