Lange Reden für die Kurzen

■ Kinder und Erwachsene debattierten über ein Kinderparlament

„Ein Kinderbeauftragter oder eine Kinderbeauftragte, der/die nichts bewirkt, bringt nichts“, las Felix Dembski vom Lagerhaus Bremen-Ostertor ganz cool von seinem Redemanuskript ab. Er und 60 andere Kinder gingen am Mittwoch mit hohen Erwartungen in die Diskussion um das Kinderparlament. Im Rahmen einer Anhörung des Landesjugendhilfeausschusses debattierten sie mit „Berufsjugendlichen“ vom Jugendhilfeausschuß sowie VertreterInnen von Parteien und Verbänden über die Möglichkeit eines Kinderparlamentes.

Das erste Wort allerdings hatten Erwachsene, die in wenig kindgerechter Sprache lange Reden hielten. Die Kinder beschwerten sich anschließend lauthals. Der Vorsitzende des Landesjugendhilfeausschusses, Norber Breeger, erklärte zumindest die Fremdwörter. Breeger schlug nicht nur eine Kinderkommission in der Bremer Bürgerschaft vor, sondern Kinderbeauftragte für alle Stadtteile.

Mehr Macht für die Kinder, forderten die Kinder. Einige Kids wären allerdings damit einverstanden, wenn beispielsweise der Bürgerschaftspräsident die Sitzungen des Kinderparlamentes leitete. Andere würden die Politik lieber ganz in ihre Hände nehmen: Die Jugendlichen vom Zeitungsprojekt „Klick“ würden in einem Kinderparlament über alle politischen Themen debattieren wollen. „Mich interessieren nicht nur Kinderspielplätze“, so ein Mädchen.

Äußerst skeptisch betrachtete hingegen Jens Oppermann vom Bremer Jugendring das Vorhaben Kinderparlament. Allzuleicht würden die Kinder und Jugendlichen enttäuscht und das Kinderparlament zu einer Alibiveranstaltung für das gute Gewissen der PolitikerInnen. Oppermann befürwortete vielmehr regionale „AnwältInnen für Kinder“, die sich unabhängig von Parteiinteressen engagierten.

Ein wenig enttäuscht und ungeduldig waren die Kinder und Jugendlichen nachher schon, da die Entscheidung für ein Kinderparlament wohl noch einige Zeit auf sich warten läßt. Vorsorglich drohten die Kinder vom Lagerhaus schon mal mit einem goldenen Pappkaktus für die kinderfeindlichsten PolitikerInnen. Zum Glück war der noch nicht trocken

Helen Schwenken