Tendenzsichtung

■ „X 94“: Junge Kunst in der Akademie der Künste

„Die Musiker proben noch“, stellte Steve Johnson-Wozowiecki, Koordinator des Festivals „X 94 – Junge Kunst und Kultur“, betroffen fest. Sonst aber waren alle da – Maler, Fotografen, Graffiti-Künstler, Schauspieler, Tänzer, Filmemacher und Comiczeichner versammelten sich am Donnerstag zur Pressekonferenz zum Auftakt von „X 94“ in der Akademie der Künste. Das Festival bietet vom 4. März bis zum 30. April insgesamt 270 Veranstaltungen meist junger Künstler, außerdem eine Reihe von Workshops und 17 Ausstellungen. „X 94 ist kein klassisches Festival, sondern führt Tendenzen zusammen, die so noch nicht zu sehen waren“, meint Johnson-Wozowiecki. Mehr als drei Viertel der Veranstaltungen seien „absolute Premieren“, eine Reihe musikalischer und literarischer Darbietungen speziell für „X 94“ entwickelt worden.

In einer labyrinthisch verschlungenen „X-Position“ in der Akademie der Künste zeigen 25 junge Berliner Künstler ihre Bilder und Skulpturen. Der Graffiti-Kunst ist eine eigene Ausstellung „Spray City“ in der Galerie am Pariser Platz gewidmet. Die Künstler hat Oliva Henkel, für diesen Festivalteil zuständig, auf Parties und durch geduldiges Lauern an öffentlichen Plätzen zusammengesucht: „Die dachten zuerst, ich wäre von der SoKo.“ Direkt auf der Flucht seien sie aber nicht, meinen die anwesenden Sprayer Dejoe und Skywise gutgelaunt: „Wir passen halt immer auf, daß wir nicht erwischt werden.“ Der Reiz des Verbotenen falle bei einem offiziellen Festival zwar weg, bedauert Dejoe – „aber die richtig schönen Sachen entstehen sowieso nur bei Tage“.

Das umfangreiche Programm enthält unter anderem eine Filmreihe „40 Jahre Jugend-Kult- Film“, Workshops für Videoclips und Porträtfotografie und originelle Konzerte wie „Der Schlag“: „Das wird ein kleines Festival im Festival, das nur aus Schlußakkorden besteht“, erklärt der Komponist Frieder Butzbaum. Während der ganzen sieben Wochen wird der „Blaumilchkanal“ von Stiletto Studios (Frank Schreiner) Sendepausen im Offenen Kanal durch Live-Übertragungen aus dem Café im Eingangsbereich in der Akademie der Künste füllen. „Wenn was los ist, gibt es was zu sehen, wenn nicht, dann eben nicht“, erläutert Schreiner das Sendekonzept.

Der Festivaletat von 1,7 Millionen Mark wird zu zwei Dritteln von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin finanziert. Sinnvoll investiertes Geld, meint Jugendsenator Krüger. Für ihn zeigt „X 94“ auch einen Wandel von der Jugendsozialarbeit zur Jugendkulturarbeit an: „Wir wollen wieder die Stärken fördern, statt an den Schwächen herumzudoktern.“ Miriam Hoffmeyer

Eröffnung heute abend, 20.30 Uhr in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Tiergarten, mit einer Modenschau, ab 24 Uhr Opening Party.