Mit Judo der Gewalt ein Bein stellen

■ Senatsprojekt „Judo an der Schule“ soll Gewaltbereitschaft von Jugendlichen entgegenwirken / Zehn Schulen beteiligt

Judo als Mittel der Gewaltprävention. Mit dem Projekt „Judo an der Schule“ will die Senatsschulverwaltung der zunehmenden Gewaltbereitschaft von Jugendlichen begegnen.

Offiziell eröffnet wurde jetzt das Projekt in der Gesamtschule Hohenschönhausen von Schulsenator Jürgen Klemann (CDU) und dem Vizepräsidenten des Judo-Verbandes Berlin (JVB), Detlev Schultze. Für das Projekt, das im Rahmen des Senats-Sonderprogramms „Jugend mit Zukunft“ durchgeführt wird, hat der Senat für das Jahr 1994 insgesamt 150.000 Mark bereitgestellt.

Mit diesem Geld wurden Matten, Judoanzüge und Lehrmaterialien bezahlt. Bislang beteiligen sich zehn Berliner Schulen an diesem Programm gegen Gewalt.

„Ich denke, daß Judo ein probates Mittel darstellt, die Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen zu senken. Im Judo lernen die Kinder, wie sie ihre überschüssigen Kräfte in die richtigen Bahnen lenken können“, sagte Schulsenator Klemann. Daß gerade Judo dazu geeignet ist, Gewalt vorzubeugen, wurde auch von Judo-Bundestrainer Han Ho San hervorgehoben, der extra für diese Projekteröffnung nach Berlin kam: „Judo bringt alle Voraussetzungen mit, um gewaltpräventiv zu arbeiten, schließlich ist Judo auch ein geistiges Training.“ Die ersten Erfahrungen zu diesem Projekt, das an den Schulen im Bundesland Nordrhein-Westfalen bereits seit einigen Jahren läuft, liegen aus Berliner Sicht schon vor.

Pilotprojekt seit einem Jahr erfolgreich

Denn das Pilotprojekt zu „Judo an der Schule“ läuft seit Mai 1993 an der Robert-Havemann-Oberschule in Pankow. Mit großem Erfolg, wie Sportlehrer Burkhard Luchterhand betonte. „Seitdem wir das Projekt durchführen, gibt es bei uns auf dem Schulhof keine Prügeleien mehr“, stellte er zufrieden fest. „Im Judo müssen sich die Schüler zunächst einmal nach einem Reglement verhalten, außerdem lernen sie, wie sie respektvoll mit ihrem Gegner umzugehen haben“, gab Luchterhand, der auch die Bundesliga-Mannschaft der Humboldt-Uni trainiert, dafür eine Erklärung. Und das, so ist er überzeugt, ist dann auch auf Alltagssituationen übertragbar.

Erreicht werden mit diesem Projekt an den zehn Berliner Schulen, das im Mai 1992 von seiten der Senatsschulverwaltung angeregt wurde, rund 350 Schüler, wie JVB- Vize Schultze erzählte. Schultze, der maßgeblich an der Umsetzung der Senatsidee beteiligt war, hat in Kooperation mit Bundestrainer Han Ho San dafür gesorgt, daß für das Pankower Pilotprojekt Judo- Matten zur Verfügung gestellt wurden.

Die Finanzen sind nur für 1994 gesichert

Zu hoffen bleibt, daß dieses Projekt auch eine finanzielle Zukunft hat. Für 1994 sind die Finanzen erst einmal gesichert. Ausgehend von der aktuellen Situation, so meinte Klemann, sei aber davon auszugehen, daß für dieses Projekt auch im Jahr 1995 Senatsmittel bereitgestellt werden.

Was dann kommt, da wollte sich Klemann nicht festlegen lassen. „Vielleicht können dann ja auch die Bezirke aktiv werden“, gab sich Klemann zurückhaltend. Aber wie sagte Klemann bei der Projekteröffnung: „Die Schule muß ihren Beitrag leisten, Gewaltbereitschaft zu senken.“ Frank Mertens (ADN)