Hersteller werben weiter mit „Umweltschutz“

■ Mineralwoll-Industrie kämpft gegen ein Verbot / Händler vertraut den Produzenten

Umweltminister Klaus Töpfer hat dem Hersteller von Dämmstoff aus Schafswolle den BDI-Umweltpreis übergeben (s. Seite 37). Für Bauvorhaben des Landes Berlin gilt das von Senator Nagel ausgesprochene Verbot, „Mineralwolle im direkten Verbund mit der Innenraumluft“ zu verwenden. Die Industrie wehrt sich. Die tageszeitung sprach mit Lothar Herzig, persönlich haftender Gesellschafter der Firma Herzig Baustoffe in Berlin-Rudow, über die Zukunft der umstrittenen Mineralfasern.

taz: Minister Töpfer hat den Umweltpreis an den Hersteller eines Dämmstoffes aus Schafwolle übergeben. Ist damit die umstrittene Mineralfaser endgültig weg vom Fenster?

Herzig: Nein, die ist auf keinen Fall weg. Schließlich ist Mineralfaser allgemein verbreitet. Glasfaser und Steinwolle werden ja mittlerweile als gesundheitsschädlich angesehen. Das ist so vom Bundesumweltministerium im Januar diesen Jahres bestätigt worden. Da ist jetzt doch wohl die Mineralfaser das geeignetste Mittel.

Sind denn die Mineralfasern, die Sie vertreiben, nicht gesundheitsgefährdend?

Nein, Glasfaser und Steinwolle verkaufen wir ja nicht mehr. Die Matten, die wir hier haben, sind ganz natürliche Matten. Das sind keine künstlichen Fasern. Zumindest sind nur noch geringe Steinwolle-Mengen enthalten. Aber ein Hersteller schreibt ja ganz deutlich drauf, daß die Fasermatte dem Wärmeschutz und dem Umweltschutz dient. Also die Herstellerangaben widersprechen da unserem Herrn Töpfer.

Was sollte denn für Kunden gegen Dämmstoffe aus Wolle oder aus Altpapier sprechen? Was spricht für Mineralfasern, die ja alle im dringenden Verdacht stehen, Krebs zu erregen?

Nach den anderen Materialien bin ich bisher von Kunden noch nicht gefragt worden. Die sind ganz einfach noch zu unbekannt...

...ist das der einzige Grund?

Ja. Wenn die Leute seit Jahren ein Produkt kaufen, dann wollen sie es auch weiterhin haben. Wir haben zum Beispiel seit 70 Jahren Karboneleum verkauft. Das ist jetzt seit einiger Zeit verboten, aber die Leute wollen es trotzdem weiterhin haben.

Bieten Sie den Kunden denn auch ökologisch unbedenkliche Alternativen an, zum Beispiel die Produkte aus Papier oder Wolle?

Ich habe bisher überhaupt noch kein Angebot von den Herstellern bekommen. An mich ist noch niemand herangetreten. Zudem weiß ich gar nicht, was diese Stoffe kosten würden.

Und wenn Sie gefragt würden?

Ich glaube schon, daß wir diese anderen Dämmstoffe dann auch in unser Angebot mit aufnehmen würden. Warum denn auch nicht? Interview: Christian Arns