Frankenkind, ganz ungelegen

Die Frankfurter 1.200-Jahr-Feiern starten mit Hindernissen. Ein Grabfund im Dom belegt, daß die Stadt älter ist als ihre erste urkundliche Erwähnung. Und alles wegen merowingischer Familienzwiste mit Mord und Totschlag  ■ Von Heide Platen

Der Dalai Lama war wegen diplomatischer Proteste wieder ausgeladen worden, dafür kam François Mitterrand, und auch die Sonderbriefmarken waren rechtzeitig fertig. Kurzum, alles war bereit für die am 22. Februar begonnenen 1.200-Jahr-Feiern der Stadt Frankfurt am Main, in der einst Könige und Kaiser gewählt und gekrönt wurden. Die Historiker datierten die Stadt nach ihrer ersten urkundlichen Erwähnung durch Karl den Großen, den Lieblingskaiser der Deutschen, den sie gar zu gern auch als standesgemäßen Gründer der Mainmetropole sehen. Er lud im Jahr 794 zur Reichssynode und -versammlung in den „bekannten Ort Frankfurt“ (in loco celebri, qui dicitur Franconfurd). Die Legende will es romantischer. Eine Hirschkuh habe den Kaiser bei der Verfolgung seiner Feinde zu der Furt über den Main geführt.

Grabkind mit Bär und Schweinchen

Immer wieder haben HistorikerInnen bezweifelt, daß der Kaiser, der ohnehin Aachen bevorzugte, Bischöfe und Adlige in eine komfortlose Randsiedlung seines Reiches gebeten hätte. Pünktlich zum – wegen knapper Kassen abgespeckten – Jubiläum gaben Ausgrabungen in der frisch renovierten St. Bartholomäuskirche, seit dem vorigen Jahrhundert etwas hochtrabend Kaiserdom genannt, den Skeptikern recht. Die Archäologen fanden die Fundamentreste gleich zweier Steinkirchen, langgesucht und beide älter als 794. In dem ersten, vielleicht zu ihren Ehren errichteten, Gebäude ist ein vierjähriges Mädchen bestattet worden. Es war, so Bodendenkmalpflegerin Andrea Hampel, das Kind einer „sehr mächtigen, reichen, königsnahen Familie“.

Der Fund ist inzwischen circa auf das Jahr 680 datiert worden. Die Altvorderen schmückten das Kind mit einem zierlichen, goldenen Diadem, zwei silbernen und einem bronzenen Armreif, goldenen Ringen und Gewandfibeln. Sie gaben ihm eine Amuletthülse, Schere und Pinzette mit ins Grab, Kalb-, Hühner- und Schweinefleisch und Lachs als Wegzehrung, Holzeimer und -becher und eine Glastasse komplettierten die Grabausstattung. Dicht unterhalb der rechten Hand des Kindes lag außerdem ein Häuflein verbrannter Knochen. Diese Reste stellten sich als zu drei Lebewesen gehörend heraus: einem Schweinchen, einem Bären und einem weiteren Kind. Andrea Hampel hat die Ausgrabungen umfangreich dokumentiert. Sie kommentiert die Brandreste eher vorsichtig: „Da der Befund eindeutig ist, muß man wohl annehmen, daß offenbar im Stellenwert des verbrannten Kindes gegenüber dem Schwein und dem Bär kein Unterschied bestand... Die Verf. ist sich durchaus bewußt, welches Licht eine solche ,Beigabe‘ auf die frühmittelalterliche Gesellschaft und die damit verbundenen Machtbefugnisse wirft...“

Wohl wahr. Vergleichbare Funde von gemeinsamer christlicher, dann auch von den Germanen übernommener Körperbestattung und vorchristlicher Feuerbestattung gibt es ihres Wissens nicht. Wohl aber sind Gräber bekannt, bei denen das Personal mitbeerdigt wurde. Den Tod mit einem Fürsten teilten u.a. ein Mundschenk und ein Stallmeister, eine Kinderfrau lag neben ihrem Schützling und eine Magd neben ihrer Herrin. Hampel vermutet bei dem gemischten Knochenhäuflein, „daß hier die Spielkameraden mitbegraben wurden“.

Die Merowinger im Quellennebel

Das animiert zu einem Rückblick in die Zeit der Eroberungszüge der fränkischen Merowinger (425 bis 751), Wiege der Legenden und Mythen von frühem Christentum, Märtyrern, germanischem Erbe und Nibelungentreue. Es ist auch die Zeit der Manifestierung monarchischer Blutlinien und königlichen Eigentumsrechts an Menschen, Grund und Boden. Einer der wenigen Zeitzeugen ist der Mönch Gregor von Tours (538 bis 594). Der wackere Kirchenmann aus gallorömischem Senatorenadel notierte „übermäßig trinkende“ Bischöfe, unzüchtige Kirchenmänner, Äbtissinnen, die sich gegenseitig um ihre Pfründe brachten, Brandschatzung, Mord und Totschlag im Altarraum, wo sich gedungene „Mörder, Giftmischer, Hurer, Landflüchtige und Verbrecher“ daran machen, eine Äbtissin „mit dem Schwerte zu zerhauen“. Er berichtet von nicht enden wollenden kirchlichen und weltlichen Querelen, „da kaum ein Tag ohne Totschlag, kaum eine Stunde ohne Händel, kaum ein Augenblick ohne Tränen verging“. Ein Kirchengericht in Poitiers, dem auch er angehört, befaßt sich mit Brutalem und Trivialem. Da wird die Äbtissin Leubowera von der königlichen Nonne Chrodechildis angeklagt, Verkehr mit Beschnittenen und Männern in Frauenkleidern zu pflegen, Männer ins Badehaus ein-, sowie Brettspiele und Schwangerschaften zugelassen und Zauberei betrieben zu haben.

Die Franken siedelten am Mittelrhein. Es gelang ihnen, versprengte Germanenstämme zu vereinen und im zerfallenden Römischen Reich große Gebiete zu okkupieren. Über ihre Herkunft streiten die Historiker. Die einen meinen, sie seien während der Völkerwanderung von Nordöstlich der Elbe bis nach Ungarn gezogen und dann an den Rhein gelangt, andere vermuten, sie seien als Hochwassergeschädigte von der Nordseeküste nur ein wenig nach Süden gerückt. Sie selbst behaupteten, direkt von den Trojanern abzustammen. Stolz waren ihre Anführer auf ihre langen, blonden Locken, die sie als Herrschaftszeichen trugen und deren Scheren völligen Machtverlust bedeutete.

Die Quellen der christlichen, griechischen und römischen Geschichtsschreiber sind trüb und trügerisch. Da ist einerseits von tumben, saufenden und marodierenden, barbarischen Horden die Rede, die Italien verwüsteten. Andererseits, 570, Ostrom und die Franken sind sich politisch nähergekommen, schiebt der griechische Chronist Agathias alle vorher den Franken angelasteten Kriegsgreuel auf deren alemannische Söldner, die sich gegen den ausdrücklichen Willen der fränkischen Könige wie die Axt auf dem Appenin aufgeführt hätten: „Soweit wirkliche Franken unter dem Kriegsvolk waren, erwiesen sie den Heiligtümern alle Schonung und Ehrfurcht...“ Die Alemannen hingegen hätten geplündert und gebrandschatzt: „Heiligtümer troffen von Blut...“

Expansion qua Ver- wandtendezimierung

Andere Zeitzeugen berichten merklich verwundert, daß dieser oder jener fränkische Herrscher eines natürlichen Todes gestorben sei. Die Franken-Könige, Meister des Betruges an ihren wechselnden Bündnispartnern, mordeten aus privaten politischen Gründen außerhalb und, vor allem, innerhalb der eigenen Verwandtschaft. Morde und Intrigen bieten reichlich den dramatischen Stoff, aus dem das Lied der Nibelungen gemacht ist. Von deren sagenhafter Treue jedoch ist nicht die Spur zu entdecken. Möglicherweise mischten sich burgundische Epen germanischen Ursprungs gründlich mit dem Klatsch des Küchenpersonals. Die erste erhaltene schriftliche Aufzeichnung des Mythos der Deutschen entstand erst um 1200.

Wer also waren die Merowinger? Die Historikerin Waltraud Bleiber stellt fest: „Die Handlungen der Herrscher jener Zeit, auch der herausragendsten, sind zudem in einem Maße mit dem Stigma von Gewalttätigkeit und niederer Gesinnung behaftet, daß sie einer Geschichtsbetrachtung als Demonstrationsobjekt von vornherein ungeeignet erscheinen mußten, die im Wirken überragender Persönlichkeiten die eigentliche Triebkraft historischen Geschehens erblicken wollte.“ Wohl auch deshalb führen sie im Geschichtsbewußtsein ein eher kärgliches Dasein im Schatten der Karolinger. Der erste Merowinger, Merowech, und sein Sohn Childerich mußten ihre Macht noch mit anderen gewählten Kleinkönigen und Heerführern teilen, die versuchten, das römische Machtvakuum im Norden Galliens und Germaniens zu ihren Gunsten auszunutzen. Enkel Chlodwig steuerte dann kräftig auf Expansionskurs in den galloromanischen Westen, in den Süden gegen den Onkel seiner Frau Chrodechilde, den benachFortsetzung nächste Seite

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barten burgundischen König Gundobad und gegen den Westgotenkönig Alarich. Sodann animierte er den Sohn seines ostfränkischen Mitkönigs Sigisbert, den Vater zu ermorden. Dies geschieht sagenträchtig bei einem Jagdausflug im Wald. Chlodwig richtet den Sohn hinterher als Vatermörder. 497 ließ er sich in Reims mit politisch motiviertem Pomp taufen. Er sicherte sich damit das Wohlwollen der wohlhabenden gallo-römischen Oberschicht, die als einzige imstande war, Infrastruktur und Verwaltung aufrechtzuerhalten, also in schlichtem Küchenlatein lesen und schreiben konnte. Den gallo-römischen Bischöfen bot Chlodwig Anerkennung und schenkte ihnen Ländereien. Damit wertete er die Bischofssitze, die bei den Germanen unbeliebten, aber an den wichtigen römischen Handelsstraßen gelegenen Civitates, auf und nutzte deren Handel, Handwerk, Zoll- und Steuerwesen.

Gregor von Tours belegt, daß die Kirchenmänner der ersten Stunden in einer Sklavenhaltergesellschaft, in der die Ökonomie der Oberschicht weitgehend nicht auf Ackerbau und Viehzucht, sondern auf Plünderung gründete, einen nicht gerade frommen Glaubenskampf gegeneinander führten. Die Ermordung des Prätextatus, Bischof von Rouen, beschreibt Tours so: „Und da er während des Singens sich auf eine Kniebank niederließ, trat ein verruchter Mörder heran, zog einen Dolch vom Gürtel und durchbohrte den Bischof ... unter der Achsel. Dieser schrie auf... Aber keiner von so vielen, die zugegen waren, eilte herbei.“ Andernorts erschlugen sich die gegnerischen Parteien in den Gotteshäusern im Opportunitätsfalle mit Äxten und Lanzen. Da Tours zugunsten der Kirche sicherlich schönt, ist er um so glaubwürdiger. Daß die Franken dafür berüchtigt waren, den Gegnern die Schädel mit der fränkischen Wurfaxt, der Franziska, oder dem einschneidigen Kurzschwert, dem Sax, zu spalten, überliefern auch andere Quellen.

Mord und der Sieg des Küchenpersonals

Der merowingische Weg vom gewählten Anführer zum erbberechtigten Herrschergeschlecht führte unter Chlodwigs Söhnen zum einen zur Teilung des fränkischen Machtgebietes, zum anderen zu gesteigertem Interesse an der Reduzierung der Verwandtschaft. Dies um so mehr, als die Zahl der Messalliancen enorm und die anspruchsberechtigte Nachkommenschar demzufolge groß war. Die drei einen Feldzug gegen die Burgunder überlebenden Söhne beseitigten zuerst einmal die Kinder des gefallenen vierten Bruders, dreiteilten das Reich und trachteten sich unentwegt nach dem Leben. Die Überlieferung erinnert fatal an „Krimhilds Rache“. Gelage und Gastmähler mit Meuchelmord zum Dessert scheinen bei den merowingischen Königen überhaupt an der Tagesordnung gewesen zu sein.

Der mörderische Erbstreit wuchs sich zur endlosen Geschichte aus. In nächster Generation trat 561 neben Guntram und Sigebert auch Chilperich auf den Plan. Er erwies sich als besonders schlimm. Entführungen, wechselseitig gestohlene Schätze und der Krieg zweier Königinnen boten reichlich Stoff für frühmittelalterliche Moritaten. Brunichilde aus dem spanischen Reich der Westgoten, gebildet und kultiviert, ehelichte Sigebert von Austrien, dem Stammland der Franken, aus dem später teilweise Deutschland wurde. Bruder Chilperich, Regent über Neustrien im späteren Frankreich, machte Fredegunde zur Königin, eine karrierebewußte Magd. Sie schaffte sich die Schwester Brunichildes als ebenso vornehme wie lästige Konkurrentin vom Hals. Den anschließenden Bruderzwist beendeten zwei Attentäter mit vergifteten Schwertern zugunsten Chilperichs. Daß dieser nach einem Jagdausflug erstochen wurde, als Fredegunde, späteren Chronisten zufolge vielleicht nicht ganz von ihm, schwanger ging, sei am Rande angemerkt. Gregor von Tours würdigt Childerich, „den Nero und Herodes unserer Zeit“, nach dessen Tod spöttisch: „Er war dem Trunke ergeben, und sein Gott war sein Bauch. Niemand, meinte er, sei klüger als er selbst. Er schrieb zwei Bücher... Aber die Verse sind lahm und können nicht auf ihren Füßen stehen... Die Sache der Armen war ihm verhaßt.“ Und von Fredegunde kolportiert Tours, daß sie sich mit ihrer Tochter Rigunthe „mit Fäusten und Maulschellen“ um Schatzkisten prügelte.

In dieser Phase schlug zum ersten Mal die Stunde großen Machtzugewinns für den Hausmeier Gogo, der Sigeberts fünfjährigen Sohn Childebert II. unter seine Fittiche nahm und mit Unterstützung des emporgekommenen Dienstadels zum unmündigen König von Neustrien ausrief. Die Haus- und Hofmeister, Emporkömmlige der umherziehenden Hofstaaten, mischten fortan ebenfalls kräftig mit beim Morden und Intrigenspinnen und versuchten der jeweils jüngsten Herrscherkinder habhaft zu werden, ihnen Vormund zu sein und in ihrer Namen nach Gutdünken zu regieren. Das Volksmärchen vom „Rumpelstilzchen“ scheint ihnen auf den Leib geschrieben: „Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich mir der Königin ihr Kind.“

Nach dem unaufhaltsamen Aufstieg des Küchenpersonals flechten Zeitzeugen und Nachwelt den letzten Merowingern keine Ruhmeskränze. Sie werden schlicht die „Faulenzerkönige“ genannt, die im Schatten der dominierenden Hausmeier vegetierten. Pippin der Jüngere, Sohn Karl Martells, des Siegers über die Araber, wird 751 ihr erster König. Sein Sohn Karl der Große avanciert zum Kaiser.

Christliches zur Abschreckung

Die kleine Fränkin in dem um 680 datierten Grab auf dem Römerberg war ein Kind bewegter Zeiten, in denen sich Kulturen, Sprachen und Sitten mischten. Sie ruhte in einem Steinbau, von dem die Germanen, im Gegensatz zu ihren zu Bischöfen avancierten gallo-römischen Landsleuten, wenig hielten. Die Kirche hatte außerdem eine Fußbodenheizung, war im übrigen aber primitiver angelegt als ihre römischen Vorbilder. Brandspuren lassen vermuten, daß diese erste Steinkirche in Flammen aufging. Hier geraten die Historiker ins Grübeln. Beheizte Kirchen sind nur noch in zwei weiteren Fällen bekannt, beide Gebäude aber sind älter und stammen aus dem 4. und 5. Jahrhundert.

Gesichert ist die vormals römische Bebauung auf dem heutigen Römerberg. Alemannen sollen sich dann 200 Jahre lang in den verfallenden römischen Liegenschaften angesiedelt und deren Material für eigene Bauten genutzt haben. Auch die Moden und germanische und mediterrane Glaubenskulte mischten sich. Der Schmuck des Mädchens ist der fränkischen Frauenmode zuzurechnen, das aufgestickte Goldkreuz am Kleidersaum entsprach einer Mode, die glaubensunabhängig in Oberitalien beliebt war und zuerst von den Alemannen übernommen wurde. Möglicherweise sollten christliche Amulette Grabräuber dieses Glaubens abschrecken. Grabbeigaben wie jene, mit denen das Kind so reichlich ausgestattet wurde, nehmen mit der Christianisierung ab und verschwinden schließlich ganz. Andrea Hampel vermutet zum einen eine „frühe Christianisierung“ auf dem Römerberg, zum anderen „die für das frühe Mittelalter typische synkretistische Glaubensauffassung“.

Auch fränkische Gräber aus dem 8. Jahrhundert im Stadtteil Nieder-Erlenbach geben Rätsel auf. Die Männer sind zusammen mit Pferden und Hunden bestattet. Den Pferden fehlt der Kopf. Egon Wamers, Stellvertretender Leiter des Frankfurter Museums für Vor- und Frühgeschichte, vermutet, daß der Pferdekopf am Ende eines senkrechten Pfahles, der „Neidstange“, überirdisch zur Grabkennzeichnung oder Abschreckung aufgehängt wurde. Warum aber in einem der Gräber eine gesteinigte Katze mitbestattet wurde, ist ungeklärt. Auch andere Frankengräber enthalten Pferdeskelette. In manchen hat es nur für den Kopf des Tieres gereicht, der Rest mag den Trauernden – je nach Wohlstand – als Mahlzeit gedient haben. Bei Nachgrabungen in Tournai in der Umgebung des berühmtesten Merowingergrabes, in dem König Childerich bestattet worden war, fanden sich, so Wamers, die Reste von 28 Pferden.

In Wirklichkeit auf Pippins Liste

Unklarheiten um die authentische Jahreszahl des Frankfurter Stadtjubiläums könnten müßig sein, gilt doch Historikern für gewöhnlich ein Ort erst dann als existent, wenn er das erste Mal urkundlich erwähnt wurde. Und das habe, sagten die Experten bisher, nun einmal Karl der Große getan. Anfang Februar meldete sich der Historiker und Germanist Professor Ernst Erich Metzger zu Wort. Er verlegt die erste schriftliche Erwähnung nach jahrelanger detektivischer Suche auf das Jahr 764 vor. Im seiner Meinung nach bisher fälschlicherweise auf „nach 834“ datierten „Lorscher Reichsurbar“ fand er den Ort in drei Schreibweisen viermal erwähnt. In der Handschrift wird der Edelhof „villa Franchenvurt“ erwähnt. Dessen Besitzer stellte u.a. für den damaligen öffentlichen Personennahverkehr ein Pferd zur Verfügung. Nach komplizierter Rückrechnerei über aufgezählte Orte in Klosterbesitz machte Metzger sich auch über die Ortsnamen her und stellte fest, daß das seit dem 5. Jahrhundert gebräuchliche „-heim“ reichlich vertreten ist, die Ortsendung „-hausen“, seit etwa 750 in Mode, aber noch nicht vorkommt. Metzger vermutet nun, daß die Liste auf König Pippin zurückgeht, den Vater Karls des Großen. Der hielt 764 in Worms Reichstag und könnte, so vermutet Metzger, dem Kloster Lorsch den Auftrag erteilt haben, seine Besitztümer zu zählen. Offiziell begannen die Feiern zum Stadtjubiläum jedenfalls am 22. Februar anno 1994 mit einem Festakt in der Alten Oper. Zum Feiern haben die Frankfurter eigentlich noch nie einen konkreten Anlaß gebraucht, allerdings sind sie bis jetzt selten zu spät gekommen. Schon gar nicht dreißig Jahre.