Westen verweigert Blauhelme für Bosnien

■ Karadžić will keine Gebiete abgeben

Genf (taz) – Als „Gefährdung des Friedensprozesses“ hat der Kommandeur der UN-Schutztruppen (Unprofor) in Bosnien, der britische General Michael Rose, gestern die Weigerung westlicher Staaten zur Entsendung weiterer UN-Soldaten kritisiert. In einem Bericht an den UN-Sicherheitsrat hatte der UNO-Sonderbeauftragte für Ex-Jugoslawien, Yakushi Akashi, zuvor den Bedarf an zusätzlichen Blauhelmen mit 10.600 beziffert. 4.600 Soldaten würden für die Überwachung Sarajevos benötigt, weitere 6.050 für andere Teile Bosnien-Herzegowinas.

Frankreich und Großbritannien hatten eine Entsendung zusätzlicher Soldaten zuvor abgelehnt. Die USA wollen nach wie vor nur Bodentruppen zur Überwachung einer von allen drei bosnischen Kriegsparteien vereinbarten Friedensregelung stellen. In der New Yorker UNO-Zentrale wird derweil erwogen, Soldaten aus Italien und der Türkei anzufordern, worauf bislang wegen der direkten Nachbarschaft zu Ex-Jugoslawien verzichtet worden war. Auch das pakistanische Truppenangebot vom September letzten Jahres soll neu geprüft werden.

In Belgrad zog unterdessen Serbenführer Radovan Karadžić seine am Donnerstag in Moskau angedeutete Bereitschaft zu territorialen Konzessionen wieder zurück. Vorrangig sei jetzt die „Festlegung der serbischen Frontlinien“ und die „Abgrenzung“ gegenüber der geplanten muslimisch-kroatischen Föderation.

Am Flughafen Tuzla, dessen Öffnung und Wiedernutzung für Anfang nächster Woche vorgesehen ist, sollen nach Informationen aus New York mindesten 23 russische Blauhelmsoldaten und Zollbeamte im Rahmen eines größeren Unprofor-Kontingents stationiert werden. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) protestierte gegen Vergewaltigungen und Erschießungen in der von serbischen Truppen kontrollierten Stadt Banja Luka. Dort seien seit Anfang des Jahres mindestens fünf Menschen getötet worden. azu