Kompromiß bei Metallern, aber keiner hört die Signale

■ Begeisterung überall / ÖTV streikt trotzdem

Berlin (taz) – Der Tarifkompromiß, durch den in letzter Minute ein Streik in der Metallindustrie abgewendet wurde, ruft allenthalben Begeisterung hervor. Die gewünschte Signalwirkung auf andere Branchen bleibt jedoch bislang aus. Im öffentlichen Dienst, im Bankgewerbe und eventuell auch in der Druckindustrie soll es nach wie vor zu Warnstreiks kommen.

Der Präsident von Gesamtmetall, Hans-Joachim Gottschol, freute sich, de facto eine Nullrunde ausgehandelt zu haben. Der Lohnzuwachs werde durch andere Kürzungen ausgeglichen. Und auch IG-Metall-Chef Klaus Zwickel zeigte sich zufrieden mit dem „alles in allem ordentlichen Ergebnis“.

Die Bundesregierung sowie die großen Parteien haben den Metallabschluß unisono begrüßt. Man habe „trotz aller Interessengegensätze zu einem Klima der Kooperation und Vernunft gefunden“, lobte etwa SPD-Chef Rudolf Scharping. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) beteuerte, die Einigung dokumentiere einmal mehr die „verantwortliche Partnerschaft zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern“. Nach der Einschätzung des DGB ist es vor allem der Kampfbereitschaft der Metaller zu verdanken, daß „der Fluchtversuch der Arbeitgeber aus der sozialen Verantwortung“ schließlich doch nicht geglückt ist.

Der Abschluß soll nun die Tarifverhandlungen in anderen Bereichen beschleunigen. Dabei ist vor allem an den öffentlichen Dienst gedacht, der nach bisher drei Tarifrunden noch ohne Einigung dasteht. Die ÖTV will jedoch an den Plänen für Warnstreiks in Niedersachsen festhalten, die heute parallel zu den Metallerstreiks laufen sollten. Auch die Gespräche am Donnerstag und Freitag werden sich weiterhin „sehr schwierig“ gestalten, befürchtete ÖTV-Chefin Monika Wulf- Mathies. Die im Bankgewerbe und bei den Druckern geplanten Warnstreiks sind ebenfalls noch im Gespräch. si