In Nürnberg gefeiert, in Berlin gefeuert

■ Erfolgreiches Frauenprojekt, das Frauen hilft, Unternehmerinnen zu werden und eigene Frauenbetriebe zu gründen, steht auf der Streichliste des Senats

Gedämpft war die Freude, als die „Regionale Entwicklungsagentur für Frauen-Betriebe und -Projekte“ (REA) Ende Februar den mit 10.000 Mark dotierten Frauenförderpreis der Stadt Nürnberg in Empfang nahm. Denn 24 Stunden vor der Verleihung hatten die fünf REA-Unternehmerinnen erfahren, daß ihr bislang erfolgreiches Projekt dem Rotstift zum Opfer fallen wird. Noch im Januar diesen Jahres hatte die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen den Unternehmensberaterinnen mündlich eine finanzielle Absicherung ihres Projektes bis Ende 1994 zugesichert. Nun steht das auch von der Europäischen Union unterstützte Frauenförderprogramm möglicherweise schon Mitte März vor dem Aus. Bislang verweigert die Senatsverwaltung jedoch eine negative Stellungnahme und versteckt sich hinter „Es ist noch nichts entschieden“-Beteuerungen.

Als „hervorragende und vorbildliche Arbeit, gerade mit ihren Ansätzen zur Absicherung und zum Erhalt (...) von existenzsichernden Erwerbsarbeitsplätzen für Frauen“ bezeichnete die Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg, Ida Hiller, am 24. Februar das Engagement der REA-Beraterinnen. Seit 1990 existiert die Non-profit- Organisation, um Frauen bei der Unternehmensgründung durch ein Ausloten der Marktchancen zu beraten. Die REA-Mitarbeiterinnen haben selbst langjährige Erfahrungen als Unternehmerinnen und kennen die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten. In ihrem Neuköllner Büro laufen die Koordinationsfäden der „Örtlichen Initiative zur Beschäftigung von Frauen“ in Deutschland, einem Förderprogramm der Europäischen Union, zusammen. Alleinerziehende Mütter, Berufsrückkehrerinnen, Langzeitarbeitslose, darunter auch viele Akademikerinnen, können finanzielle Unterstützung oder andere Hilfestellungen für eine berufliche Umorienterung erhalten. Gefördert werden sollen vor allem innovative Frauenprojekte oder die Gründung von Genossenschaften. Die REA bietet transnationale Kooperationsmöglichkeiten oder auch Seminare im Bereich Tourismus sowie Mode und Textilien an.

„Im Zeitraum 1992/93 hat sich die Zahl der Frauen, die unsere Beratungen oder Seminare in Anspruch nahmen, mehr als verdoppelt“, so REA-Mibegründerin Marianne Preuß gegenüber der taz. Gerade in Deutschland gebe es viel Nachholbedarf für frauenspezifische Projekte im Bereich Arbeitsmarktpolitik. Da Frauen überproportional von Erwerbslosigkeit betroffen sind, sei dies eine Maßnahme gegen den schwachen Teil der Gesellschaft. Der Finanzierungsstopp würde letzten Endes eine Umwälzung der Kosten auf die Bundesanstalt für Arbeit bedeuten – mit dem Ergebnis einer völligen Frustration von rund 1.500 betroffenen Jungunternehmerinnen. Christine Schiffner