Rita Süssmuth

Erste Frau im Bundestag H.J. Darchinger

Mein Terminplan sieht für den heutigen Internationalen Frauentag eine Fülle von Terminen und parlamentarischen Verpflichtungen vor, die mit dem Amt der Bundestagspräsidentin verbunden sind.

Frauenstreiktag – die Idee dahinter gefällt mir weitaus besser als der Begriff. Frauen wollen sich mit ihrem Unwillen und ihren Anliegen Gehör verschaffen und gehen mit Protest an die Öffentlichkeit. Dazu kann ich nur sagen: Recht so.

Es ist dringend notwendig, daß die rechtliche Gleichstellung von Frau und Mann endlich durch eine partnerschaftliche Umgestaltung unserer Gesellschaft Realität wird. Die Frauen haben lange genug Geduld gehabt, jetzt ist auch die Zeit für Protest und Demonstrationen. Wenig zufrieden bin ich dagegen mit dem Begriff „Frauenstreiktag“ – denn mit Verweigerung ist bisher selten viel erreicht worden. Wichtig ist, daß die Frauen in die Offensive gehen.

Die Konflikte in den Beziehungen der Geschlechter, in den Familien, in der Arbeitswelt zeigen, wie notwendig der Wandel ist. Und dabei geht es nicht nur um die Organisation der Familie und des außerfamiliaren Umfeldes, die Unterversorgung des Betreuungsangebotes in Kindergärten und Schulen, die Organisation der Erwerbsarbeit, sondern auch um die geringe Repräsentanz der Frauen in Führungspositionen, die ungleiche Partizipation von Mann und Frau an allen Tätigkeiten in unserer Gesellschaft: Der Mann fehlt in der aktiven Aufgabenverteilung im Privaten, die Frau im Öffentlichen. Noch immer sind Frauen für die Menschen und Männer primär für das Fachliche zuständig.

Frauen wollen die ungleiche Bewertung von weiblicher und männlicher Tätigkeit und die Tatsache, daß die Entscheidung für Kinder, die Sorge für Kranke, Behinderte und Pflegebedürftige soziale Sicherung ausschließt, nicht länger hinnehmen und fordern eine gerechte Beteiligung an Erwerbsarbeit und politischer Macht.“