Betrieb besetzt

■ Elmshorn: Der Tarif-Konflikt bei der Anker-Firma Steen spitzt sich zu

Der Konflikt um den Haustarif bei der Elmshorner Anker- und Windenfirma Steen hat sich zugespitzt: Im Anschluß an eine Betriebsversammlung, an der die Unternehmensleitung nicht teilgenommen hatte, erklärte die Belegschaft gestern morgen den Betrieb für besetzt. Ein Aktionskomitee der Steen-MitarbeiterInnen führt seither Regie im Unternehmen.

Der Konflikt war am Montag wegen Vertragsbruch der Unternehmensleitung ausgebrochen. Die IG Metall hatte nämlich in der vorigen Woche einen Haustarifvertrag ausgehandelt, durch den sich das Unternehmen vor dem angekündigten Metallerstreik schützen wollte. Die Vereinbarung: Drei Prozent mehr Lohn, Einmalzahlung von 270 Mark sowie eine Beschäftigungsgarantie für alle Mitarbeiter. Betriebsbedingte Kündigungen sollten in Zukunft nur mit Zustimmung des Betriebsrates möglich sein.

Beide Seiten vereinbarten eine Erklärungfrist bis zum letzten Wochenende. Nach der Einigung in der niedersächsischen Metallindustrie annullierte das Unternehmen den Vertrag am Montagmorgen. Die Belegschaft legte daraufhin sofort die Arbeit nieder und traf sich zu einer Betriebsversammlung, die am gestrigen Morgen zunächst fortgesetzt und dann gegen neun Uhr in eine Betriebsbesetzung umgewandelt wurde.

Auf einer Belegschaftversammlung am gestrigen Abend legten die Steen-MetallerInnen ihre Marschroute fest. Mitglieder des Streikkomitee verbrachten die Nacht im Betrieb. Der oberste Steen-Boß hat angekündigt, seinen Ski-Urlaub in der Schweiz zu unterbrechen und heute zu Verhandlungen nach Elmshorn zu kommen.

Unterdessen hat die Tarifkommission der IG Metall Küste beschlossen, den Tarif-Kompromiß in Niedersachsen auch für die 170.000 Nordmetaller zu übernehmen. Der Kompromiß sieht zwei Prozent mehr Lohn ab 1. Juli sowie flexible Arbeitszeiten zwischen 30 und 40 Wochenstunden vor.

Kai von Appen