Die Angst vor einer Brache im Herzen von Berlin...

■ ... reaktiviert die Asbest-Debatte: Grüne Schreyer fordert den Palast-Erhalt

Werden im Streit um den geplanten Abriß des Palastes der Republik groteskerweise die Asbestfachleute zu Rettern des ungeliebten Hauses? Nach Ansicht Michaele Schreyers, Grünen-Abgeordnete im Landtag, „ist eine Neubelebung der Diskussion zur Asbestsanierung“ in der Öffentlichkeit und unter Sachverständigen nötiger denn je. Die Möglichkeiten der Sanierung und ihre Kosten müßten, ebenso wie beim Berliner ICC, auf den Tisch.

Die Abgeordnete forderte gestern den Senat auf, gemeinsam mit der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) und dem Bundesbauministerium, eine Tagung zur Frage der Asbestsanierung von ICC und „Palazzo“ einzuberufen, um Methoden des Erhalts zu prüfen. Den Hintergrund der Initiative Schreyers bildet ein vom Bundesbauministerium in Auftrag gegebenes Gutachten, das zu dem Schluß kommt, den Palastasbest unter Umständen beschichten oder ummanteln zu können. Im Unterschied dazu hatte 1990 das Berliner Ingenieurbüro ATD in einer Untersuchung gefordert, den Asbest aus dem verseuchten Palast zu entfernen. Der Gemeinsame Ausschuß Bonn/Berlin war diesem Vorschlag gefolgt und hatte als Prämisse im Wettbewerb Spreeinsel beschlossen, daß der „Palast mit Ausnahme der Kellergeschosse abgerissen werden soll“.

Im Falle einer gesundheitspolitischen und wirtschaftlich vertretbaren Sanierungsmöglichkeit, so Schreyer, müsse über den Erhalt nachgedacht werden. Die Kosten für den geplanten Abriß des Palazzo Prozzo sowie des einstigen Außenamts der DDR würden von der Bundesregierung derzeit auf fast 230 Millionen Mark geschätzt. Hinzurechnen müßte man die Gelder für das mögliche Kongreßzentrum, das auf dem Standort des Palastes entstehen soll. Der Haushaltsausschuß des Bundestages habe die Neubaumittel aber nicht bewilligt.

Nicht zuletzt wegen der hohen Abrißkosten und aus Angst vor einer Brache kommt Bewegung in die Asbest-Debatte. In die Diskussion um den Erhalt des Palastes sowie des ICC hat sich Bausentor Wolfgang Nagel (SPD) eingeschaltet, der sich grundsätzlich für die Ausrichtung einer Fachtagung ausgesprochen hat. rola