Seid verbuddelt, Millionen!

■ Wie am Hafenrand die Kindergärten vergraben werden

Verkehrte Welt: Die einen sitzen in den Finanzabteilungen und schaben die letzten Fleischfasern von den vergilbten Haushaltsknochen, und gleichzeitig wird das Geld munter aus dem Fenster geworfen. Das heißt in diesem Fall: vergraben. Denn auf die Frage, wo denn das Geld geblieben ist, kann man getrost antworten: Vergraben im Sand am Hafenrand, und zwar von der Bausenatorin.

Heute soll die Baudeputation über den dritten Bauabschnitt der Hafenrandstraße entscheiden. Doch so manche Deputierte hat sich verwundert die Augen gerieben, als sie die Vorlage für die Sitzung aus der Post zog. Zum Beispiel die Grüne Elisabeth Hackstein. Geplant war die Straße 1989 noch für 93,7 Millionen. Es wird halt alles teurer, begründet die Bausenatorin den Preisprung, schließlich habe sich der Baubeginn immer wieder verzögert. Und außerdem würde eine Fußgängerbrücke aufwendiger als geplant. „Jede Maßnahme wird überprüft, ob denn ein geringerer Standart nicht genügen würde. Davon ist in dem Papier nichts zu lesen.“ Die Grüne will unbedingt verhindern, daß die Vorlage heute abgestimmt wird.

Was sie aber besonders in Harnisch bringt, das sind die geldfressenden Details, zum Beispiel die Fußgängerbrücke. Die sollte ursprünglich 2,4 Millionen Mark kosten, nun die Kleinigkeit von 2,9 Millionen Mark mehr. „5,3 Millionen! Das sind 110 Prozent Preissteigerung“, schimpft die Grüne. Und es ist knapp der Betrag, den das Sozialressort in diesem Jahr einsparen soll. Grüne Alternative: Ein normaler Überweg. Der sei billiger und ohnehin behindertenfreundlicher. Doch vollends absurd sei die Planung „Unterführung Debstedter Straße.“ Die Debstedter Straße quert die geplante Trasse, die Unterführung gibt es schon. Sie soll zur Fußgängerunterführung umgebaut werden. Doch nicht etwa mit Pollern an beiden Tunnelenden, sondern richtig gründlich. Geplant ist, die Hälfte des Autotunnels zuzuschütten. Kosten für die Millionenbuddelei: 4,2 Millionen Mark.

Wenn also heute vor der Deputationssitzung die Ampeldeputierten zusammenkommen, will Elisabeth Hackstein die Vorlage anhalten. Das hat sie der Bausenatorin gestern schon schriftlich gegeben, und beigelegt hat sie einen Fragenkatalog. Der beschäftigt sich auch mit einer Merkwürdigkeit bei der Finanzierungsseite. Aus den 47 Millionen, die bei der ursprünglichen Planung aus Bundestöpfen finanziert werden sollten, sind jetzt 67 Millionen Mark geworden. Die Bundesmillionen sind aber schon weitgehend für andere Projekte wie den Ostertorsteinweg oder den 2. Bauabschnitt der Hafenrandstraße verplant. Dort, so die Befürchtung der Grünen, könnten am Ende die 20 Millionen fehlen. J.G.