Amerikaner kritisieren Münchner Reaktorpläne

■ Trotz Protests soll der neue Forschungsmeiler mit Bombenuran befeuert werden

Berlin (taz) – Die amerikanische Kritik am Konzept des in Garching bei München geplanten Forschungsreaktors FRM-II ist heftiger, als die Verantwortlichen der TU München und im Bonner Forschungsministerium eingestehen wollen. Nach einem Bericht des US-Fachblatts Nuclear Fuel vom 28. Februar hat das Energieministerium (DOE) in Washington bisher vergeblich versucht, die Verantwortlichen in Bayern und Bonn von ihrem Plan abzubringen, den 20-Megawatt-Experimentalmeiler mit bombenfähigem hochangereichertem Uran (HEU) zu betreiben.

Alle Bemühungen, die Deutschen zur Nutzung von nichtwaffenfähigem, leichtangereichertem Uran (LEU) zu überreden, seien „auf taube Ohren gestoßen“, zitiert das Blatt amerikanische Regierungsstellen.

In München sei man an den langjährigen Erfahrungen der Amerikaner bei der Umstellung von Forschungsreaktoren auf nichtwaffenfähiges Uran nur insofern interessiert, als man die in diesem Zusammenhang entwickelten neuen Kernbrennstoffe zur Erhöhung des Neutronenflusses nutzen wolle, nicht aber zur Reduzierung der Urananreicherung, bemängeln die US-Amerikaner.

Der FRM-II, den die Münchner Staatsregierung in diesem Frühjahr durch das atomrechtliche Genehmigungsverfahren boxen will und der das berühmte Garchinger „Atom-Ei“ aus den 50er Jahren ersetzen soll, ist international ins Gerede gekommen, weil er seit über 15 Jahren andauernde Bemühungen unterläuft, bombenfähiges Uran schrittweise aus der zivilen Nutzung der Atomenergie zu verbannen. So soll das Weiterverbreitungsrisiko von Atomwaffen verringert werden.

Ausgerechnet die im Zuge dieser Anstrengungen entwickelten sogenannten hochdichten Kernbrennstoffe wollen die Münchner TU-Professoren einsetzen, um einen Reaktor mit maximalem Neutronenfluß-Leistungsverhältnis zu erhalten. Gleichzeitig werden beziehungsweise wurden bereits laufende Forschungsmeiler im In- und Ausland auf LEU-Brennstoffe umgestellt.

Ende Januar hatte der Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, Bernd Neumann, auf Anfrage der SPD-Opposition vorgerechnet, die Baukosten des FRM-II würden sich um 50 Millionen Mark erhöhen, wenn auf waffenfähiges Uran als Brennstoff verzichtet würde. Außerdem müsse mit um 10 Millionen Mark höheren Betriebskosten pro Jahr gerechnet werden. Da der Betrieb des FRM-II mit hochangereichertem Uran nach Ansicht der Bundesregierung kein Proliferationsrisiko mit sich bringe, seien derartige Kostensteigerungen nicht zu rechtfertigen. Gerd Rosenkranz