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■ Das PortraitFernando Rey

Aristokrat, Gauner, Triebtäter/Liebhaber und zynisches Mastermind – Fernando Rey bediente alles, ohne sich je von einem Film auf den nächsten zu widersprechen, fast als meißelte er ganz privat an einem urspanischen Januskopf. Den müßte man dann in einem staatlichen Museum von Madrid ausstellen, neben Picassos Stier, denn er jammert einen genauso, weil er irgendwie über die eigene Würde zu stolpern scheint.

Rey 1990 als Don Quijote Foto: Reuter

Geboren – man weiß es nicht genau, entweder 1912 oder 1915, oder auch erst 1917 – als Sohn eines republikanischen Offiziers im schönen Städtchen La Coruna, war er eigentlich mal als Architekt gedacht. Der Bürgerkrieg 1936 zwang ihn aber zum Abbruch des Studiums, und er kam beim Theater unter, wurde Statist am Teatro Español de Madrid. Unprätentiös wie er ist, hat Rey jedem, der fragte, gesagt, sein bestes Training damals sei die Arbeit als Synchronsprecher gewesen; ausgerechnet er war Spencer Tracys spanische Stimme. Als er dann schließlich beim Film gelandet war, spielte er oft und gern die gefallenen spanischen Aristokraten in Literaturverfilmungen und Nationalepen, aus der Perspektive des nicht ganz neidlosen Bürgers: „Don Quijote de la Mancha“, „El Amor de Don Juan“, „Las Aventuras de Gil Blas de Santallina“. Mit diesem Hintergrund war er geradezu prädestiniert für Luis Buñuel. Zunächst als der geile katholische Onkel der Novizin in „Viridiana“ (1961) entwickelte er den Typus des in sich eingesperrten Katholiken, der immer zugleich Raubtier und Beute ist. In „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ (1972) oder „Dieses obskure Objekt der Begierde“ (1977) wähnt er sich häufiger mal als oben liegend; nur um kurze Zeit später dem unerklärlichen Verlauf der Ereignisse (man kommt nicht zum Essen, und zu anderen Dingen kommt man halt auch nicht) hilflos stotternd gegenüberzustehen. Buñuel und Rey waren, so lange der Regisseur lebte, eng befreundet; das lag sicher auch daran, daß sie beide zu schwarz sahen, daß sie einem zu blasphemischen Surrealismus anhingen, um in den sozialistischen Parteihafen einlaufen zu können. (Merkwürdig, daß Fellini nur einmal mit Rey drehen wollte, in „Satyricon“). Zu einem „French Connection III“ ist es nicht mehr gekommen: Fernando Rey ist am Mittwoch in Madrid gestorben. mn

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