Pogo am Osterdeich

■ „Wehrschloß“-Protest für Pädagogen

“Wir geben Ihnen die Frist von einer Woche, ansonsten nehmen wir den Sozis die Schlüssel ab und besetzen das Wehrschloss ab Freitag!“, meinte entschlossen ein Jugendlicher und wurde lautstark von den anderen unterstützt. „Power für Stefan – wir lassen uns nichts gefallen!“, war auf einem Transparent zu lesen. Die Atmosphäre im Jugendfreizeitheim „Wehrschloß“ war am Donnerstag abend für die geladenen PolitikerInnen keineswegs angenehm. Mit großem Engagement kämpfen die Jugendlichen im Freizeitheim Wehrschloss für ihren Sozialpädagogen Stefan Brückner und gegen die Praxis der Stellenbesetzung durch das Amt für Soziale Dienste.

Michael Schwarz, Referent für Jugend im Sozialressort, und Sabine Hebenstreit-Müller, Leiterin des Amtes für soziale Dienste Ost, hatten bei den etwa 70 Jugendlichen einen schweren Stand. Schwarz: „Das ist alles sehr schwierig und ich gebe zu, daß das auch nicht alles vernünftig ist, was ich zur Erklärung vortrage.“ Das fanden nicht nur die Jugendlichen, auch die Eltern waren der Auffassung, das Amt spiele mit den Jugendlichen. Sie kündigten an, bei Protestaktionen mit auf die Straße zu gehen.

Der Fall ist verwickelt: Im Wehrschloss gibt es drei Planstellen für SozialarbeiterInnen. Noch bis Ende April läuft Stefan Brückners befristeter Arbeitsvertrag. Dann soll nach dem Willen des Amtes für soziale Dienste Rolf Herzog – Brückners Vorgänger – zurück ins Wehrschloss. Der aber will nicht. Viel lieber würde er bei der Jugendgerichtshilfe bleiben, wo sein befristeter Vertrag ebenfalls Ende April ausläuft. Alles kein Problem, sollen die beiden doch tauschen, meinen die Jugendlichen. Geht nicht, sagt die Verwaltung. Herzogs Jugendgerichtshilfestelle soll eine Frau besetzen, deren Stelle woanders wegrationalisiert wurde und die somit ein Anrecht auf eine unbefristete Stelle hat. Rolf Herzog soll auf seine unbefristete Wehrschlosstelle zurück und Stefan Brückner wäre arbeitslos. „Hier werden Kollegen gegeneinander ausgespielt“, meint Rolf Herzog dazu.

Die Jugendlichen sind begeistert von der Arbeit, die das PädagogInnenteam im Wehrschloss leistet. Motorrad-AG, Mädchenarbeit, Musikcafe und nicht zuletzt die überregional bekannten Konzerte. Auch die beiden anderen Festangestellten machen Druck: Sie wollen „persönliche Konsequenzen“ ziehen, falls sich die Verwaltung gegen Stefan Brückner entscheidet.

Die Jugendlichen haben diese „dubiosen Stellenbesetzungsrituale“ satt und setzten das einwöchige Ultimatum, auf das sich Michael Schwarz auch einließ: „Bis Donnerstag habt ihr eine klare Ausage.“ Es gäbe nur eine Möglichkeit, einer Wehrschlossbesetzung zu entgehen. Schwarz: „Wir werden das in der Behörde noch einmal prüfen, vielleicht ist Rolf Herzog bereit, freiwillig in ein anderes Freizi zu gehen, dann wäre die Wehrschlosstelle frei, worauf sich dann Stefan Brückner bewerben könnte.“

Helen Schwenken