Am Alex rollt der Rubel

■ Nach vierwöchigem Umbau gehen Berlins Zocker im Casino am Alex wieder an die Roulettetische / Auf edlem Grün werden Millionensummen geschoben / Alles bombensicher

Hoch über den Dächern von Berlin rollt wieder die Glückskugel. Nach einer vierwöchigen Umbaupause präsentiert sich das Casino Berlin im 37. Stockwerk des Forum Hotel am Alex im neuen Edel-Outfit. Für die Renovierung des 1990 noch unter DDR-Regie eröffneten Clubs haben die Betreiber nach eigenen Angaben 750.000 Mark hingeblättert. Das Casino war für die Betreiberfirma „West Spiel“ in den vergangenen drei Jahren ein Bombengeschäft. An vier Roulette- und zwei Black- Jack-Tischen hätten die insgesamt 450.000 Besucher nicht weniger als 90 Millionen Mark gelassen, sagte der Geschäftsführer Karl Heinz Bringer. Da das Casino ein öffentlich-rechtliches Unternehmen sei, habe man rund 70 Millionen in die Senatskasse eingezahlt. Er selbst spiele jedoch nie in einem Casino – was er in seinem eigenen Laden auch gar nicht darf, und ein fremder „reizt ihn nicht“.

Ähnlich wie dem Geschäftsführer geht es auch dem Innenarchitekten Günter Merkle, der für den Umbau verantwortlich zeichnet. Zwar habe er schon 15 Spielcasinos „hochgezogen“, aber der Göttin Fortuna wolle er sich trotzdem nicht anvertrauen. Zu groß sei die Gefahr, daß aus Spielfreude einmal Sucht werde. Was sich Merkle in luftiger Höhe des Hotels hat einfallen lassen, ist mit nur 300 Quadratmetern klein, aber fein: Im edlen Grün schimmern die Spieltische. Die dezent-anthrazitfarbene Inneneinrichtung vermittelt dem Spielgeschehen einen Hauch von Exklusivität. Eine kleine Bar im Nebenraum lädt zum Feiern der Gewinne ein – oder um die Pechsträhne im Alkohol zu ertränken.

Hellauf zufrieden mit dem Umbau ist auch der Technische Direktor des Casinos, Hans-Jürgen Strunck. Mit „seinen“ Tischen gab es bei der Neueröffnung keine Probleme, schließlich sei ja auch alles minutiös geplant, lobt Strunck. An jedem Roulette-Tisch halten sich während des Spiels vier Angestellte auf, die ein Auge darauf haben, daß sich niemand an den Gewinnen anderer bereichert. Daß das Casino auch nachts bombensicher ist, dafür garantieren mehrere Sicherheitsanlagen. Ebenso seriös wie seinen Betrieb organisiert Strunck seinen eigenen Spieltrieb. Er geht zwar manchmal in ein fremdes Haus, aber dann setzt er nur kleine Beträge. Und wenn er gewinnt, so sagt er, hört er früh genug auf. Einen ersten Großgewinner gab es bei der Eröffnung: die Aktion Sorgenkind, vertreten durch Showmaster Wolfgang Lippert. Die Casinomacher überreichten ihm einen Scheck über 25.000 Mark. Und wie sieht's mit Lippis Spielgewohnheiten aus? Er spielt lieber mit seinem Publikum oder zu Hause mit seiner Familie. Matthias Sobolwski/ADN