■ Aus den Niederungen des Fußballsports
: Keeper köpft Emden ins Glück

Es gibt viele Weisheiten im Fußball. „Der Ball ist rund“ und ähnliches wußte schon Sepp Herberger. Doch Norderstedts Trainer Gerd Mewes setzte nach dem Abstiegs-Lokalderby gegen den SV Lurup einen drauf: „Eigentlich spielt man Fußball, um zu gewinnen.“

Die Betonung lag natürlich auf „eigentlich“, denn am Sonnabend spielten die beiden Oberliga-Abstiegskandidaten gegen eine Niederlage. Sie hatten wohl an diesem Nachmittag nichts anderes vor, sonst hätten sie sich die geteilten Punkte auch per Post zuschicken können.

Denn beiden Mannschaften gelang ihr Vorhaben. 1:1 stand es nach 90 Minuten, die nur 120 Sekunden lang richtig spannend waren. In der 73. Minute war der 1. SC Norderstedt durch Andreas „Heini“ Kunze nach einer schönen Flanke von Andreas Babendererde plötzlich in Führung gegangen. Doch postwendend erzielte der überragende Bernd Buchheister mit einem Schuß aus der Drehung den Ausgleich.

Wenn jemand einen Sieg verdient gehabt hätte, wäre es der Gast gewesen. Nach Bernd Buchheisters zweimaligem Lattentreffer(15./25.) war Norderstedt so geschockt, daß Lurup zu weiteren Torchancen kam. Doch die Auswertung solcher Möglichkeiten gehört zu den Dingen, die Trainer Dietmar Demuth mit seinen Spielern noch üben muß.

„Normalerweise verlieren wir so ein Spiel noch“, warder Ex-Paulianer mit dem Remis zufrieden. Schließlich hat der SV Lurup erstmal einen Abstiegsplatz verlassen. Die Planungen für die nächste Saison laufen sowieso eingleisig. „Wir bleiben drin“, ist auch der neue Manager Kay Gosebeck überzeugt. Deshalb traf er sich am Sonnabend in der Halbzeitpause mit dem Altonaer Peter Ehlers am Würstchenstand und klärte mit ihm die letzten Modalitäten des Vereinswechsels. „Ich will endlich wieder oben spielen“, nennt Ex-Profi Ehlers seine Motivaiton.

Auf Wolke sieben schwebte am späten Freitagabend auch der VfL 93. Die junge Mannschaft führte nach 93 Minuten gegen den Spitzenreiter Kickers Emden mit 1:0. Doch dann beging der Albaner Ervin Lamce ein Foul, mußte dafür mit einer Gelb-Roten Karte den Platz verlassen. Der fällige Freistoß führte dann zum absoluten Wirrwar im VfL-Strafraum, und plötzlich war es ausgerechnet der aufgerückte Torwart Jens Jaschob, der den Ostfriesen mit einem Kopfballtor noch zum 1:1 verhalf.

„So etwas habe ich noch nie erlebt“, stöhnte VfL-Coach Uwe Erkenbrecher, und auch sein Gegenüber Alfons Weusthof schien noch 20 Stunden später fassunglsos. Völlig übernächtigt tauchte er in Norderstedt auf und gestand: „Auf dieses Tor mußte ich erstmal einen draufmachen...“

Die Hoisdorfer hatten zum „Draufmachen“ keinen Grund. Der TuS verlor vor 700 Zuschauern mit dem 1:1 gegen den HSV im Aufstiegsrennen einen wertvollen Punkt. Im verhagelten und verregneten Spiel fiel der Ausgleich für die Gäste durch einen kuriosen 40-Meter- Freistoß von Lüttkenhaus, bei dem TuS-Torwart Schumacher passiv blieb. Hätte er sich doch an seinem Kollegen aus Emden ein Beispiel genommen. Nobby Siegmann