Kein Talk mehr im Turm?

■ Lohbrügger Wasserturm „Sander Dickkopp“: Inis finden für ihr Konzept wenig Gegenliebe beim Bezirksamt

Der Bürgerverein verkauft Bierhumpen mit dem Aufdruck „Rettet den Wasserturm“, die Jungsozialisten vertreiben Buttons mit demselben Slogan. Ein Benefiz-Konzert für das Lohbrügger Wahrzeichen ging erst letzte Woche über die Bühne. Über 11.000 Mark haben verschiedenste Initiativen aus dem Bergedorfer Stadtteil bislang zusammengetragen, um „Sander Dickkopp“ in seiner heutigen Form zu bewahren: als nicht-kommerzielles Kultur- und Freizeitzentrum, das von der „Kulturgenossenschaft Wasserturm“ betrieben wird.

Anlaß der Aktivitäten: Rund 15.000 Mark werden für dringend notwendige Reparaturmaßnahmen am Turmvordach benötigt. Denn eine Gefährdung der Wasserturmbesucher durch herabstürzende Dachteile war der Grund für das Bewirtschaftungsverbot, das die städtische Sprinkenhof AG, die den Turm verwaltet, ausgesprochen hat.

Doch die Sammelaktivitäten stoßen im Bergedorfer Bezirksamt bislang auf wenig positive Resonanz. Denn da gibt es den Neubörnsener Autohändler Otto Schwalm, der darauf versessen ist, seinen Lebensabend in eben diesem Turm zu verbringen. Bezirksamtssprecher Otto Steigleder unmißverständlich: „Wenn Herr Schwalm mit seinem Konzept überzeugt und den Turm kaufen will, können die Initiativen ihre Aktivitäten einstellen, denn 15.000 Mark können den Turm nicht retten“.

Dafür sind nach Berechnungen des Denkmalschutzamtes weit mehr als zwei Millionen Mark erforderlich. Daß Schwalm diese aufbringen kann, obwohl er sich zwischenzeitlich in Ermangelung des nötigen Kleingeldes für eine Sanierung aus den Verkaufsverhandlungen zurückgezogen hatte, davon geht Steigleder bis zum Beweis des Gegenteils aus. Er verweist darauf, daß der Autohändler in den laufenden Verkaufs-Verhandlungen „seine finanziellen Möglichkeiten unter Beweis stellen“ müsse. Schwalm wird sich da beeilen müssen: Seine Vorkaufsoption läuft Anfang April aus, kann aber jederzeit verlängert werden.

Die Kulturgenossenschaft hingegen kann laut Steigmann erstmal bis zum 30. Juni den Dickkopp nutzen. Zwar läuft ihr Vertrag Ende März aus, doch flatterte ihr vergangene Woche ein „Vergleich“ der Sprinkenhof AG ins Haus. Danach dürfen die GenossenschaftlerInnen solange im Turm weitermachen, bis die Sprinkenhof zum Auszug bittet.

Jörn Lindemann, Vorstandsmitglied des mit der Genossenschaft eng verbundenen Geschichts-Kontors, fühlt sich durch den Vorstoß „für dumm verkauft“. Den „getarnten Erpressungsversuch“ will er keinesfalls unterschreiben: „Wir wollen eine Genehmigung ohne Haken und Ösen“. Martin Busche