„Keinen Viertagestaatsrat“

■ Innensenator feuert seinen Stellvertreter / Chefstatistiker wird Nachfolger

Lange haben es die beiden nicht mit einander ausgehalten: Erst vor einem Dreivierteljahr hatte Innensenator Friedrich van Nispen (FDP) den Bonner Polizeipräsidenten Michael Kniesel als seinen Stellvertreter nach Bremen geholt, gestern gab er ihm den Laufpaß. Van Nispen ging gestern mit der Vorlage in den Senat, Kniesel in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Und er präsentierte auch gleich den Nachfolger: Volker Hannemann, Leiter des Statistischen Landesamtes und Landeswahlleiter rückt auf den Posten des Vizekönigs im Innenressort. Kniesel habe die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt, meinte der Senator zum raschen Abstieg seines Stellvertreters. „Das Ressort verträgt keinen Viertagestaatsrat.“

Schon lange war bekannt, daß der Innensenator unzufrieden mit seinem Staatsrat war. Kniesel, so war zu hören, lasse sich viel zu selten im Ressort sehen. Der wohnte weiterhin in Königswinter bei Bonn, und da sei er nicht selten zum verlängerten Wochenende geblieben. Dazu kamen reichlich öffentliche Auftritte außerhalb Bremens, mit der Folge, daß sein Schreibtisch allzu oft verwaist blieb. Inhaltlich waren Senator und Staatsrat vor allem in der Drogenpolitik aneinandergeraten. Was sich entwickelte, war alles andere als ein Vertrauensverhältnis. Zudem habe sich Kniesel in seiner Arbeit fast ausschließlich auf die Polizeireform beschränkt, zu wenig für den Stellvertreter des Senators für Inneres und Sport. Van Nispen: „Als Ressortchef mußte ich handeln.“

Michael Kniesel selbst wollte lieber nichts sagen zu seinen beruflichen Turbulenzen: „Da kam eines zum anderen.“ Er hat jetzt reichlich Zeit, sich nach einem neuen Job umzusehen. So ist die Regelung, wenn politische Beamte in den vorzeitigen Ruhestand geschickt werden: Drei Monate lang bekommt er noch volles Gehalt, danach fünf Jahre lang 75 Prozent. J.G.