Ohne Jobs

■ "Jobs" - die Zeitschrift für Arbeitslose

Ute Kretschmer-Risché lacht. Natürlich hat sie ganz andere Sorgen, als die 4,2 Millionen Menschen, für die sie sich stark macht. Die 30jährige Chefredakteurin der dieser Tage erscheinenden Arbeitslosenzeitschrift Job hechelt seit Monaten dem Uhrzeiger hinterher. Ein Interviewtermin jagt den nächsten, Kontakte zu Arbeitsämtern müssen gepflegt werden, Erwerbslose suchen bei ihr Rat, und eifrige Journalisten bieten ihre Mitarbeit an.

Job ist nach Unserer Neuen das zweite Projekt des Jungverlegers Robert Gabor (34). Mit 300.000 Exemplaren will der Gagenauer sein neustes Projekt auf dem Markt etablieren. Preis pro Ausgabe: 4,80 Mark. Man habe sich bei der Konzeption des Blattes an der französischen Zeitschrift Rebondir (etwa: Wiedererwachen) orientiert, erklärt Ute Kretschmer- Risché. Wie die französischen Kollegen setzt auch das Job-Team auf drei Schwerpunkte: neben der Analyse arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen und unterhaltenden Elementen will man sich auch der „Lebenshilfe in Notlagen“ widmen. Da wird dann den Fragen nachgegangen, wie man sich den Gerichtsvollzieher vorerst vom Leibe hält oder wo die Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und TV-Sucht zu suchen sind. Eine Psychologin beleuchtet regelmäßig den seelischen Schlamassel der Betroffenen. Portraits von Menschen, die den Sprung in die Arbeitswelt nach langer Zeit geschafft haben, sollen Mut machen.

„Die Politik auf Kosten der sozial Schwachen muß ein Ende haben“, findet Ute Kretschmer- Risché. Daß schon jetzt „viele Menschen der Zeitung mit einer Arroganz“ begegnen, hält die ehemalige Lokalredakteurin der Heilbronner Stimme für „ein Spiegelbild dessen, was Erwerbslose in unserer Gesellschaft erleben“. Mit Job wolle man ohne Larmoyanz auch auf die besonders schwierige Situation für Frauen auf dem Arbeitsmarkt hinweisen. Stellenangebote gibt es jedoch nicht. Tomas Niederberghaus