Sind wir noch zu retten?

■ Heute abend in der Markthalle: Der Kultautor Douglas Adams liest aus seinen Büchern

Wie ist das - als Ex-Anhalter, Ex-Pförtner, Ex-Scheunenbauer, Ex-Radioproduzent, Ex-Gelegenheitsbodyguard - wenn einem der Lebensstil eines Bestsellerautors zustößt?

Äh, ganz erträglich. Da ich zu den Menschen gehöre, denen es eher peinlich ist, wenn sie im Konzert zwei Reihen hinter sich ihren Namen geflüstert hören, bin ich ganz froh, daß Schriftsteller eine verhältnismäßig unerkannte Spezies sind.

Nach dem Bombenerfolg Ihrer „Per Anhalter durch die Galaxis“-Trilogie haben Sie ein Reisereportagenbuch über aussterbende Spezies geschrieben: „Die Letzten ihrer Art“. Wie sind Sie auf Nashörner und flugunfähige Papageien gekommen?

Ich wollte etwas tun, womit ich selbst nicht gerechnet hätte.

Bitte?

Etwas, das außerhalb meines normalen Wahrnehmungssystems liegen sollte. Wir sind so auf unser Wahrnehmungssystem fixiert, daß wir es normalerweise noch nicht mal als System wahrnehmen: Ich weiß nicht, wer das Wasser entdeckt hat, aber ich glaube nicht, daß es ein Fisch war - wer sagte das noch? Hm. Es hat mich total fasziniert, die Bezugssysteme völlig anderer Wesen zu begreifen.

Was ist das für ein Gefühl, einem Geschöpf zu begegnen, von dem es nur noch ein paar Dutzend Exemplare gibt?

Die erste Reaktion ist, daß man augenblicklich den Wunsch verspürt, den Kopf gegen die Wand zu hauen und anschließend den Planeten zu retten.

Und die zweite?

Sich zu fragen, warum ganze Spezies aussterben und ob wir auf diesem Planeten noch zu retten sind?

Zu welchem Ergebnis sind sie gekommen?

Tja. Wie lang ist die Küste von England? Die Antwort ist eine Frage des Maßstabs den ich anlege, um zu messen. Fest steht: Das, was uns bisher so erfolgreich gemacht hat, nämlich die Fähigkeit, die Umwelt radikal zu verändern und auszubeuten, droht uns zum Verhängnis zu werden.

Welche persönlichen Konsequenzen ziehen daraus?

Sagen wir mal so: Wenn man ein so wunderbar-hochkomplexes System wie den Regenwald betrachtet, lehrt es einen, in seinem täglichen Leben auf eindimensionale Erklärungsmuster in den üblichen Wenn/Dann-Beziehungen zu verzichten.

Wie sieht ein ganz normaler Tag in Ihrem Leben aus?

Ich erwache in aller Herrgottsfrühe, stehe frischen Mutes auf und radle zum Schwimmbad. Ich schwimme zwei Meilen, nehme dann ein gesundes Frühstück zu mir, um anschließend drei Stunden zu schreiben. Am Nachmittag vertiefe ich mich in ein paar neue Computermagazine und erledige meine Post. Anschließend drei Stunden Arbeit an Manuskripten. Dann mit Freunden zum Dinner. Der Abend klingt mit einem Kino- oder Theaterbesuch aus - und der ernsthaften Frage vorm Einschlafen, warum ich einen solchen Tag so gut wie nie erlebe.

Statt dessen wache ich gewöhnlich so spät auf, daß mir gerade noch einfällt, daß ich eigentlich schwimmen gehen wollte. Oh, Mist, mein Agent will ein fertiges Manuskript abholen! Vor Wut verschwende ich die nächsten Stunden arbeitsunfähig mit exzessivem Nichtstun, werde allerdings vom permanenten Telephonklingeln daran gehindert. Am frühen Abend ein Termin mit dem Steuerberater, was mich miesgelaunt über den Nachmittag bringt. Am Abend schließlich bin ich so randvoll mit Schuldgefühlen über den verplemperten Tag, daß ich nur noch vorm Fernseher kollabiere.

Sind Sie jemals ernsthaft beim Schreiben kollabiert?

Äh, ich kollabiere ständig ernsthaft.

Wie kann man dann ein Buch zustande bringen?

Man nimmt einen Vorschuß vom Verleger an und gibt ihn aus.

Fragen: Wigand Koch

Markthalle, 21 Uhr