Geteiltes Echo auf Klinikfusion

■ Charité-Spitze beurteilt Folgen unterschiedlich

Die Führungsspitze des Universitätskrankenhauses Charité beurteilt die vom Senat beschlossene Zuordnung des Rudolf-Virchow- Unikrankenhauses zur Charité unterschiedlich. Dekan Harald Mau sah bei der gestrigen Sitzung des Fakultätsrates darin die „Chance“, daß Charité und Virchow-Klinik eine erstklassige Einrichtung bilden. Es gebe allerdings „keine verläßliche Investitionsplanung“ für die Charité, bemängelte er. Der Senatsbeschluß sehe eine „Überarbeitung“ der Investitionsplanung vor; diese Formel habe in der Vergangenheit immer zu Einbußen für sein Haus geführt.

Weitaus kritischer schätzt die ärztliche Leiterin der Charité, Dr. Reisinger, die Folgen der Fusion ein: „Der Beschluß bedeutet, daß ganze Kliniken am Virchow-Krankenhaus landen werden. Unser Konzept, alle Kliniken der Charité an einem Ort anzusiedeln, wäre damit gefährdet.“ Ihr genüge es nicht, daß mit dem Senatsbeschluß die Innere Medizin gesichert sei, auch die Strahlenklinik, die Haut-, Nerven- und Kinderklinik müßten gebaut werden. Wie Mau geht jedoch auch sie davon aus, daß wegen der hohen Fluktuation der MitarbeiterInnen trotz weiteren Bettenabbaus keine Entlassungen notwendig sein werden.

Laut Senatsbeschluß sollen 130 Millionen Mark durch die Vermeidung von Doppelbesetzungen gespart werden. Da an der Charité erst etwa die Hälfte der Hochschullehrerstellen besetzt sind, befürchtet der gesundheitspolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Bernd Köppl, daß „von der Charité nicht viel übrigbleiben wird“. Denn eine Doppelbesetzung von Lehrstühlen werde nach der Fusion nicht mehr erfolgen.

Bei der anschließenden Mitarbeiterversammlung glaubt auch ein Arzt, daß Entlassungen von Medizinern auf Kosten der Charité gehen werden, da die Ärzte im Virchow-Krankenhaus allesamt verbeamtet seien. win