Unterm Strich

In die Liste derer, die wir sadly missen, haben sich weitere Namen eingeschrieben: In seiner Geburtsstadt New Orleans ist der Jazzmusiker und Komponist Danny Barker im Alter von 85 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens gestorben. Barker war trotz seiner Diagnose bis in den späten Januar öffentlich aufgetreten. In jungen Jahren hatte Barker zunächst Banjo und dann akustische Gitarre in solchen Big Bands wie denen von Louis Armstrong, Lionel Hampton und Dizzy Gillespie gespielt. Später dann wechselte er zur elektrischen Gitarre und arbeitete mit Charlie Parker. Seine Kompositionen, etwa „Save the Bone for Mr. Jones“, wurden u.a. von Johnny Mercer und Nat „King“ Cole vertont.

Auch Sandra Paretti ist aufgrund ihres Krebsleidens aus dem Leben geschieden, allerdings freiwillig. Die 59jährige Schriftstellerin von solchen, wenn auch eher steinerweichenden, Bestsellern wie „Geliebte Caroline“ oder „Der Winter, der ein Sommer war“ beging am Samstag Selbstmord. Zuvor hatte sie ihre eigene Todesanzeige verfaßt, die am Montag in der Neuen Züricher Zeitung abgedruckt wurde und in der sie sich von allen Freunden verabschiedet hatte. In der Todesanzeige heißt es: „Der Name der Krankheit tut wenig zur Sache, habe ich es doch mit der Krankheit wie mit dem Leben gemacht, ich umarmte sie, und siehe da, sie wurde mein letzter Geliebter.“

Im Kulturbetrieb verschärfen sich die Fronten: Die tarifpolitische „Roßkur“, die der Deutsche Bühnenverein anstrebt, stößt auf den Widerstand der Gewerkschaften. Unter dem Schock der Schließung des Berliner Schiller Theaters hatte der Bühnenverein Reformen vorgeschlagen, die der Erhaltung des klassischen Repertoire- und Ensemble-Theaters auch in Zeiten abgemagerter Kulturetats dienen sollten. Die Wiedergeburt des Schauspiels aus dem Geiste Helmut Kohls: So sehen die Reformen etwa die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche für Technik und Verwaltung vor, bei gleichzeitiger Streichung der Zulagen, statt derer es von jetzt an eine leistungsabhängige Vergütung für alle Bühnenbeschäftigten geben soll. Außerdem müsse die Arbeitszeit generell flexibilisiert werden (darunter wird man sich vermutlich Kindertheater als nächtlichen Event für ödipale Großstadt-Yuppies vorzustellen haben). Im nächsten Schritt dann will man eine deutliche Verlängerung der Probenzeiten für Orchester und Chöre verlangen, wo doch zuletzt allen SängerInnen alle paar Minuten gesetzliche Pausen zur Stimmschonung aufgetragen waren. Warum man die Probenzeiten allerdings verlängern will, bleibt trotzdem ein wenig rätselhaft: Wir dachten immer, es würde so lange geprobt, bis alle Töne sitzen. Die Deutsche Orchestervereinigung ist über solcherlei Unsinn erbost. Der flexiblen Arbeitszeit stimmen sie zwar zu, die Verlängerung wollen sie aber auf keinen Fall durchgehen lassen.