■ Mit Cebit-Trends auf du und du
: Visionen?

Berlin (taz) – Seit mehreren Jahren schon ist das Neue auf der Cebit zumeist das verbesserte Alte: Computer werden immer schneller und kleiner bei größerer Speicherkapazität. Inzwischen können sogar tragbaren Computer – Laptops und Notebooks – vielfach den PC auf dem Schreibtisch ersetzen.

Auf der diesjährigen Cebit sollen nach dem Willen der Hersteller die PCMCIA-Karten groß herauskommen. Der Buchstabensalat steht für die „Personal Computer Memory Card International Association“, zu der sich 300 Firmen zusammengeschlossen haben, um weltweit gültige Standards für diese Karten festzulegen. Heute können die PCMCIA-Chipkarten jeden Laptop mit zusätzlichen Funktionen aufmotzen: Mit einer der scheckkartengroßen, drei Millimeter dicken Karten läßt sich zum Beispiel über ein Laptop faxen, mit einer anderen in ein Datennetz einklinken und mit einer dritten zusätzlicher Speicherplatz erhalten. Allerdings sollen die so gesendeten Faxe noch lange nicht die übliche Qualität erreichen.

Während im letzten Jahr der Pentium-Chip von Intel groß gefeiert wurde, diskutiert in diesem Jahr das Fachpublikum, ob nun die Pentium-Technik oder ihre Konkurrenz, der PowerPC, der gemeinsam von IBM, Apple und Motorola entwickelt wurde, der neue Standard für Hochleistungs-PCs werden wird. Pentium beruht auf der Paralleltechnik, das heißt, daß der Chip zwei Befehle gleichzeitig ausführen kann. (Herkömmliche Computer können nur einen Schritt nach dem anderen vollziehen.) Das beschleunigt den Prozessor auf 112 Millionen Befehle pro Sekunde und macht ihn dreimal so schnell wie den ebenfalls von Intel entwickelten 486er Mikrochip. Der PowerPC baut hingegen auf der sogenannten Risc-Technik von IBM auf. Risc-Chips kommen mit einem reduzierten Befehlssatz aus und sind darum ebenfalls viel schneller als die heute üblichen Prozessoren – und vor allem: Sie kosten nur halb soviel wie Pentium-Chips. Welche Technik sich durchsetzen wird, ist völlig unklar; beide sind bislang nicht vollständig kompatibel zur vorhandenen Software. Trotzdem behauptet die Fachwelt vollmundig: Die PCs, die 1993 zu 90 Prozent mit dem Betriebssystem MS-DOS verkauft wurden, sind eigentlich schon veraltet.

Neue Visionen knüpfen die meisten Hersteller an die seit 1991 im Handel befindliche CD- ROM, eine CD, die statt Musik riesige Datenmengen (600 Megabyte) speichern kann. Neue Hochleistungs-PCs plus CD- ROM-Laufwerk sollen endlich den Computer befähigen, Bild, Ton, Video und Schrift digital zu verarbeiten. Das zumindest in Deutschland inzwischen dichte ISDN-Leitungsnetz soll gleichzeitig dem Datenaustausch quer durch die Republik neuen Auftrieb geben. In den USA herrscht bereits Datenautobahn-Euphorie: Zunächst will die kalifornische Chip-Industrie ihr Silicon-Valley komplett breitbandig verkabeln. Jeder Haushalt soll dann bei verschiedensten Anbietern Filme, Videos, Waren oder Datensätze bestellen und auch wieder versenden können. In Europa hingegen herrscht gegenüber dem Multimedia genannten Trend eher Ratlosigkeit. Das Handelsblatt brachte diese gewohnt sachlich auf den Punkt: „Was jetzt nur noch fehlt, sind sinnvolle Anwendungen und intelligente Softwareprogramme.“ Donata Riedel