Kuchenschlacht zum halben Preis

■ Seit zwei Wochen brummt ein Neustädter Bäcker mit Altbackenem

Süßmäuler jubilieren: endlich gibt es in Bremen auch Backwaren zum Schnäppchenpreis. Mit dem Gebackenen vom Vortag wird die Kuchenschlacht bezahlbar: Den Streuselkuchen beispielsweise gibt es für runde drei Mark die Platte. Quarkbällchen für 90 Pfennige. Vor allem im Trockengebäck ist der Laden gut sortiert. Viktoria, Berliner und Brot füllen die Regale; die Himbeer-Picknickplatte ist eher die Ausnahme. Der halbe Preis dagegen ist die Regel für alles, was es im Laden zu kaufen gibt – kein Wunder, daß die Leute hinter der Theke Schlange stehen.

Das Billigangebot hat sich schnell herumgesprochen, seit der laden vor zwei Wochen eröffnet wurde. Sogar Stammkundinnen gibt es schon. Rhena Becker beispielsweise kommt seit der Eröffnung: Sie verträgt frisches Brot ohnehin schlecht und hat sich über andere Bäckereien schon geärgert: „Weil die altes Brot oft verkaufen, ohne es zu sagen. Und dann noch zum zum teuren Preis.“

Aber auch echte Schnäppchenkundschaft kommt und trägt die Ware körbeweise aus dem Geschäft. „Kindergeburtstag“ lautet die Formel, die weitere Fragen erübrigt. Aber nicht den obligatorischen Schnäppchentip: „Früh muß man kommen, dann ist die Auswahl am größten.“

Trotz Altbackenem – die Kundinnen sind anspruchsvoll. Die SeniorInnen aus der benachbarten Zionsgemeinde beispielsweise essen am liebsten frischen Kuchen. „Aber als ich die Teilchen „von gestern“ serviert habe, haben sie das gar nicht gemerkt“, lacht die Gemeindeschwester. Künftig wird sie statt einem Mal im Monat zweimal Gebäck auf den Kaffeetisch bringen.

Auch wenn auf dem Schaufensterplakat der Billigbäckerei etwas vom Hunger in der Welt steht – für den Geschäftsleiter stellt der Laden eher ein „betriebswirtschaftliches Paket“ dar, „keine Philosophie“. Sorgfältige Kalkulation ist deshalb der Grund, warum nur größere Garde-Filialen ihr Liegengebliebenes in die Kornstraße liefern: „Die Fahrt muß sich lohnen.“ Aus kleinen Filialen geht das alte Backwerk weiterhin an Bauern – für's Vieh.

Echte Sahnestückchen vom Vortag allerdings bekommt niemand: „Die kann man nach mehreren Transporten nicht mehr verkaufen“, begründet Garde-Chef Gossow das Sortiment in der Neustädter Filiale. Die hätte im übrigen überall eröffent werden können: „Wichtig war, daß der Laden zu guten Konditionen zu haben war“. Denn vorerst ist der Laden ein Experiment. „Ob sich das finanziell lohnt, ist ungewiß.“ ede