Laternen gegen Frauenangst Laternen gegen Frauenangst

■ Auf einem Nachtspaziergang zeigten Frauen aus Tenever die dunklen Seiten des Stadtteils Auf einem Nachtspaziergang zeigten Frauen aus Tenever die dunklen Seiten des Stadtteils, aber ohne Erfolg

„Wovor haben sie eigentlich Angst?“ Hauptkommissar Frederick Schultz, Revierleiter bei der Polizei in Osterholz-Tenever, ist ratlos. Denn auch nach einer Nachtwanderung mit rund 30 Frauen durch die Hochhaussiedlung in Tenever kann er kein Sicherheitsproblem entdecken.“Sie haben Angst vor etwas, was nicht geschieht.“

Laut Statistik besteht die Straßenkriminalität in Tenever hauptsächlich aus Autodiebstählen und ähnlichen Delikten; sexuelle Gewalt spielt als Straftat unbedeutende Rolle. Dazu kann es auch kaum kommen, denn eine vom Senat initiierte Fragebogenaktion hat ergeben, daß viele Frauen, die in Tenever wohnen, sich bei Dunkelheit nicht mehr allein aus der Wohnung wagen. Ihnen sind die ausgestorbenen Fußwege und Tiefgaragen zu gruselig und zu schlecht beleuchtet, die Bushaltestellen zu nah an dunklen Büschen und die Hochhausanlage insgesamt unzureichend durch Polizeistreifen geschützt.

Deshalb lud die Arbeitsgruppe Frauen, der Bewohnertreff und das Nachbesserungsprojekt Tenever am Dienstagabend zu einer nächtlichen Begehung des Stadtteils ein. Gekommen waren auch Vertreter der Gewoba, die die meisten Häuser dort verwaltet, der Stadtwerke, der BSAG und der Polizei.

Der Rundgang führte in dunkle Innenhöfe, vorbei an den meisten gefürchteten Bushaltestellen und Fußwegen, durch unzureichend beleuchtete Tiefgaragen- und Kellerlabyrinthe und unwirtliche Hauseingänge. „Einige Ecken können schon noch besser beleuchtet werden“, räumt der für die Lichtquellen in und um die Häuser Haus zuständige Herr Fränkel von der Gewoba ein. Die Stadtwerke, die für die Beleuchtung der öffentlichen Wege zuständig ist, müssen sparen. Der von den Frauen ungeliebte Pfälzer Weg sei durchaus ausreichend beleuchtet.

Tatsächlich hatten sich die BewohnerInnen der Siedlung auch schon darüber gewundert, daß anläßlich der Nachtwanderung alle Straßenlampen funktionierten – frisch geputzt und repariert. Für die Beleuchtung des stockdunklen Bultenfleet, ein Fußweg, der von der Bushaltestelle zu einigen Hochhäusern führt, haben die Stadtwerke aber kein Geld. „Man muß diesen Weg ja nicht unbedingt gehen“,„findet Herr Dirks von den Stadtwerken. Doch die Teneveranerinnen wollen sich durchaus nicht vorschreiben lassen, welche Wege sie nehmen sollen dürfen. „Ich möchte auch mal angstfrei dort herlaufen können, wo Enten quaken, und nicht immer nur durch die Abgase an der beleuchteten Otto-Brenner-Allee“, empört sich eine Bewohnerin.

Auch Björke Richters vom Nachbesserungsprojekt Tenever will die Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Frauen nicht als selbstverständlich hinnehmen: „Es geht nicht nur um den sicheren Heimweg von der Bushaltestelle in die Wohnung. Man will ja auch mal abends einfach um den Pudding gehen.“ Die Teneveraner Frauen wünschen sich neben besserer Beleuchtung und Verlegung einiger Haltestellen vor allem auch häufigere Polizeikontrollen und Fußstreifen. Dafür aber fehlt dem zuständigen 2. Polizeirevier das Personal. Hauptkommissar Schultz gibt den Frauen zu verstehen, daß die Streifen dort gebraucht werden, „wo wirklich etwas passiert“, nämlich auf den Parkplätzen, wo die Autos vom Diebstahl bedroht werden. Er möchte die „subjektiven“ Ängste der Frauen beleuchtungstechnisch lösen. Wenn es heller wäre, sei das Problem doch wohl erledigt. „Sie können nicht alles auf die Institution Polizei abwälzen.“ Silke Mertins

„Wovor haben sie eigentlich Angst?“ Hauptkommissar Frederick Schultz, Revierleiter bei der Polizei in Osterholz-Tenever, ist ratlos. Denn auch nach einer Nachtwanderung mit rund 30 Frauen durch die Hochhaussiedlung in Tenever kann er kein Sicherheitsproblem entdecken.“Sie haben Angst vor etwas, was nicht geschieht.“

Laut Statistik besteht die Straßenkriminalität in Tenever hauptsächlich aus Autodiebstählen und ähnlichen Delikten; sexuelle Gewalt spielt als Straftat unbedeutende Rolle. Dazu kann es auch kaum kommen, denn eine vom Senat initiierte Fragebogenaktion hat ergeben, daß viele Frauen, die in Tenever wohnen, sich bei Dunkelheit nicht mehr allein aus der Wohnung wagen. Ihnen sind die ausgestorbenen Fußwege und Tiefgaragen zu gruselig und zu schlecht beleuchtet, die Bushaltestellen zu nah an dunklen Büschen und die Hochhausanlage insgesamt unzureichend durch Polizeistreifen geschützt.

Deshalb lud die Arbeitsgruppe Frauen, der Bewohnertreff und das Nachbesserungsprojekt Tenever am Dienstagabend zu einer nächtlichen Begehung des Stadtteils ein. Gekommen waren auch Vertreter der Gewoba, die die meisten Häuser dort verwaltet, der Stadtwerke, der BSAG und der Polizei.

Der Rundgang führte in dunkle Innenhöfe, vorbei an den meisten gefürchteten Bushaltestellen und Fußwegen, durch unzureichend beleuchtete Tiefgaragen- und Kellerlabyrinthe und unwirtliche Hauseingänge. „Einige Ecken können schon noch besser beleuchtet werden“, räumt der für die Lichtquellen in und um die Häuser Haus zuständige Herr Fränkel von der Gewoba ein. Die Stadtwerke, die für die Beleuchtung der öffentlichen Wege zuständig ist, müssen sparen. Der von den Frauen ungeliebte Pfälzer Weg sei durchaus ausreichend beleuchtet.

Tatsächlich hatten sich die BewohnerInnen der Siedlung auch schon darüber gewundert, daß anläßlich der Nachtwanderung alle Straßenlampen funktionierten – frisch geputzt und repariert. Für die Beleuchtung des stockdunklen Bultenfleet, ein Fußweg, der von der Bushaltestelle zu einigen Hochhäusern führt, haben die Stadtwerke aber kein Geld. „Man muß diesen Weg ja nicht unbedingt gehen“,„findet Herr Dirks von den Stadtwerken. Doch die Teneveranerinnen wollen sich durchaus nicht vorschreiben lassen, welche Wege sie nehmen sollen dürfen. „Ich möchte auch mal angstfrei dort herlaufen können, wo Enten quaken, und nicht immer nur durch die Abgase an der beleuchteten Otto-Brenner-Allee“, empört sich eine Bewohnerin.

Auch Björke Richters vom Nachbesserungsprojekt Tenever will die Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Frauen nicht als selbstverständlich hinnehmen: „Es geht nicht nur um den sicheren Heimweg von der Bushaltestelle in die Wohnung. Man will ja auch mal abends einfach um den Pudding gehen.“ Die Teneveraner Frauen wünschen sich neben besserer Beleuchtung und Verlegung einiger Haltestellen vor allem auch häufigere Polizeikontrollen und Fußstreifen. Dafür aber fehlt dem zuständigen 2. Polizeirevier das Personal. Hauptkommissar Schultz gibt den Frauen zu verstehen, daß die Streifen dort gebraucht werden, „wo wirklich etwas passiert“, nämlich auf den Parkplätzen, wo die Autos vom Diebstahl bedroht werden. Er möchte die „subjektiven“ Ängste der Frauen beleuchtungstechnisch lösen. Wenn es heller wäre, sei das Problem doch wohl erledigt. „Sie können nicht alles auf die Institution Polizei abwälzen.“ Silke Mertins