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SanssouciNachschlag

■ Globe oder nicht Globe? - Umzug nur nach Moabit möglich

„Finale im Esplanade-Hotel am Potsdamer Platz oder Premiere im Ballhaus am Tiergarten?“ war am Dienstag im Globe Theater die Frage. Geladen waren Presse und Politiker. Obwohl die Parkettstühle des Privattheaters im alten Grandhotel schon fast zusammengeklappt werden müssen, verbreitete Theaterdirektor Kurt Lutz Optimismus. Bis zum Ende wird gespielt. Neun Stücke sind in den zwei Jahren seines Bestehens inszeniert worden, zwei Premieren (am 19.3. Ionescos „Unterrichtsstunde“ und am 22.3. Shakespeares „Rape of Lucrece“) stehen noch bevor.

Lutz' Konzept, Küche und Kunst in stilvoller Atmosphäre zu verbinden, ist aufgegangen – immerhin 100.225 Besucher sind ins Globe Theater gepilgert. Aber jetzt wird die Firma Sony, die das Haus mietfrei, inklusive Heizung und Strom, zur Verfügung stellte, das traditionsreiche Gebäude am 31. März endgültig abreißen. Einziger angemessener Ersatz in Berlin wäre das Ballhaus Tiergarten, ein derzeit leerstehendes ehemaliges Offizierskasino mit großem Garten in der Perleberger Straße. Letztes Jahr wurde das 1864 erbaute Haus schon vom verscheidenden Schiller Theater als Probenraum genutzt. Projektplanung und Finanzierung seitens des Globe Theaters stehen schon seit einem halben Jahr. Das Problem sind nur die Eigentumsverhältnisse: das Ballhaus gehört dem Bund. Der kulturpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Albert Eckert, sowie der SPD-Abgeordnete Peter Schuster und der Stadtrat für Volksbildung, Jörn Jensen (beide aus Tiergarten), wollen sich für das Globe Theater einsetzen. Bonn stellte zwar einen Mietvertrag mit nur vierteljährlicher Kündigung und einer Monatsmiete von 37.000 bis 48.000 Mark in Aussicht, aber unter diesen Bedingungen könnte das Theater trotz seiner zahlreichen Sponsoren kaum über die Runden gebracht werden. Schuster appellierte an Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU), das Vorhaben durch einen Objekttausch zwischen Berlin und Bonn zu verwirklichen. Am 29. März wird mit der Oberfinanzdirektion verhandelt. Der letzte Vorhang am Potsdamer Platz ist dann schon gefallen. win

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