Für eine Kultur des Hinsehens

■ Wie die Bremer Bürgerschaft über die „Sicherheit von Frauen“ debattierte

Als letztes Frühjahr die „Freundin“ schrieb, Bremen sei die gefährlichste Großstadt für Frauen, da erschreckte sich die Öffentlichkeit. Auch wenn sich herausstellte, daß die Zahlen so nicht stimmten, es bildete sich eine senatorische Arbeitsgruppe, die einen vielbeachteten Bericht vorlegte. Gestern debattierte zu dem Thema die Bürgerschaft.

Frauensenatorin Sabine Uhl: „Die Frauen in Bremen sind nicht stärker gefährdet, als in anderen Städten.“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende Claus Dittbrenner liest Akten, Heinrich Welke (FDP) konferiert mit Dieter Mützelburg und Karoline Linnert (B'90/Grüne), die Herren Kunick und Isola (SPD) plaudern, Elisabeth Motschmann (CDU) ist in Unterlagen vertieft. „Gewalt ist für Frauen das, was sie als Gewalt empfinden.“ Klaus Ziegler (FDP) liest den Weser Kurier, Heinrich Welke die taz. „Es sind nicht die Frauen, die sich ändern müssen.“ Ingrid Busboom (SPD) beginnt mit der Lektüre des Weser Kurier. „Vergewaltigung in die Ehe muß unter Strafe gestellt werden“ – Applaus von der Ampel und den CDU-Frauen.

Elisabeth Hackstein redet für Bündnis 90/Die Grünen: „Auch wenn es in Bremen häufiger zu Anzeigen kommt als woanders – die 134 Vergewaltigungen im letzten Jahr haben doch stattgefunden.“ Peter Kudella (CDU) vertieft sich in den Bild-Sportteil, Michael Teiser (CDU) liest die Morgenpost. „Wir brauchen Erziehung zur Gleichberechtigung und antisexistische Jugendarbeit. Wir müssen eine Kultur des Hinsehens entwickeln.“ Bei der SPD sind noch 16 Abgeordnete von 41 anwesend. Klaus Ziegler (FDP) hat sich zum Handelsblatt durchgelesen. Ingrid Busboom liest weiter Weser Kurier.

Barbara Klöpper redet für die SPD. Von 32 CDU-Abgeordneten sind noch 14 da, Peter Kudella liest immer noch Bild. „Frauen finden eher Mut, wenn sie merken, daß andere sich auch wehren.“ Klaus Bürger (CDU) schnippelt in der FAZ. Frauenhäuser werden gebraucht! „Die Einsicht sollte bei den Sparrunden erhalten bleiben.“ Klaus Ziegler hat sich zu –Mit dem Auto in den Frühling– vorgearbeitet.

Annelene von Schoenfeldt von der FDP geht ans Mikro, Annemarie Witthuhn (SPD) geht erstmal eine rauchen. „Vergewaltigung ist überwiegend ein Beziehungsdelikt.“ Im Plenum finden insgesamt 13 Plauderrunden statt. „Wenn Angsträume unkommentiert als besonders kriminalitätsbelastet stehenbleiben, dann schränken sich Frauen ein.“ Ulrike Schreiber von der CDU: „In Bremen schränkt jede vierte Frau ihre Mobilität ein. Das ist indirekte Freiheitsberaubung.“ Ingrid Busboom faltet den Weser Kurier zusammen. Applaus von den Frauen der CDU. J. G. ochen Grabler